Lonelytrack - Rad around the world


1.  2008:  Türkei, Syrien, Jordanien, Ägypten

2.  2005:  Thailand, Kambodscha, Vietnam, Laos

3.  2003:  Nepal, Tibet, Indien (Rajasthan)

4. 2000  Mongolei, Sibirien / Russland

5.  1998:  Pakistan, Westchina, Tibet, Nepal, Indien  

6.  1996:  Pakistan, Westchina, Nepal, Tibet

7.  1995:  Indien (Kaschmir + Ladakh)






1.  2008:  Türkei, Syrien, Jordanien, Ägypten

"ORIENT-EXPRESS - Auf den Spuren von T. C. Lawrence"

2500 Km durch den Nahen Osten

Eine Zusammenfassung von Emails an Freunde während der Tour

As-salamu alaikum!!

und liebe Gruesse aus Dair az Zur im Osten Syriens, am Euphrat. On the road again! Diesmal verschlug es mich in den Vorderen Orient. Von der Suedtuerkei geht es mit Astrid kreuz und quer durch Syrien, nach einem Monat dann alleine weiter durch Jordanien und ueber die Sinaihalbinsel bis nach Marsa Alam in Aegypten am Roten Meer.

Gute zwei Wochen sind wir unterwegs und passiert ist auch einiges....mehr als uns lieb ist!
Der Start verlief relativ reibungslos, abgesehen vom ersten Plattfuss am Betzdorfer Bahnhof. Mit der Bahn nach Duesseldorf Flughafen und schwupps spuckt uns der Condor-Jet einige Stunden spaeter im naechtlichen Antalya an der suedtuerkischen Mittelmeerkueste aus. Tagsdarauf noch einmal 14 Std im Nacht-Bus bis wir am Stadtrand von Antakya, unserem Ausgangsort, die Raeder aus den Transportkartons zusammenschrauben und startklar machen. Stadteinwaerts giesst es aus Eimern. Ein Farbenhaendler rettet uns mit Tee in seinem Laden. Schon hier eine etwas andere Welt. Im Basar decken wir uns mit Wasserkannistern, wadenlangen Rock fuer Astrid, Regenschirm (den wir seitdem nicht mehr benoetigten) und weiteren mehr oder weniger wichtigem Klimbim fuer unser orientalisches Radabenteuer ein.
Wir verlassen Antakya gen Osten und geraten in die Daemerung, als ein Polizeijeep vor uns stoppt. Zwei Offiziere der Regionalen Sicherheitspolizei eskotieren uns in ihre nahegelegene Kaserne, in denen sie mit ihren Familien leben. Wir sind fuer die Nacht ihre Gaeste. Zuerst sitzen wir zusammen am Boden um einen runden Tisch und essen zu Abend. Als sie spitz bekommen, dass ich am heutigen Tag ein Jahr aelter wurde, verschwindet Astrid mit den Frauen in die Nebenwohnung und wurde Teil einer Dutzendkoepfigen, rein weiblichen, Kochdelegation fuer ein weiteres Mahl aus Koefte.Herzlicher Abschied nach einem Fruehstueck in der Kantine.


     



1. Von Antakya (Türkei) aus stürzen wir uns ins Abenteuer Orient; in Syrischen Bergdörfern noch eine kleine Attraktion - Reiseradler auf der Suche nach Wasser

Wir stehen an der Syrischen Grenze - dem Schurkenstaat (laut Ex-Bush). Ein paar Formalitaeten und wir sind drin!...noch nicht ahnend, dass am anderen Ende Syriens ein amerikanische Militaertrupp ohne gueltiges Visum "einreist" und einige Syrische Zivilisten mit Al Qaida Kaempfern verwechselt. Jetzt sind wir vollends in einer anderen Welt. Das faengt z. Bsp.schon mit der Beschilderung in reinen arabischen Zeichen an und schon bald strampeln wir auf der falschen Route ins Nirwana. Doch schnuppe. Zwei Jungs auf"m Mopped lotsen uns wieder in die richtige Himmelsrichtung. Nebenstrassen u Wege fuehren uns durch abgelegene Bergdoerfer, Olivenhaine und wunderschoene Berglandschaft zu unserem Etappenziel, die Ruinen des Simeonskloster auf einem Berg mit Wahnsinns Rundumsicht. Hier verbrachte ca. 400 Jahre n. Chr. der heilige Simeon die letzten 30 (!) Jahre seines Lebens als Asket auf 4 qm hoch auf einer Saeule. Astrid wurde schon nach 3 min zappelig.
Nach einer Nacht im Zelt unterhalb in einem Kiefernwaeldchen radeln wir am Nachmittag ins quirlige Aleppo, der groessten Stadt Syriens mit etwa 4 Mill. Einwohnern. Fragst Du hier jemand nach irgendwas (Hotel, spezieller Laden, Internetcafe etc) zeigt er Dir nicht etwa nur die Richtung - nein, er bringt Dich hin! (das gilt fuer ganz Syrien) Das Herz dieser alten Metropole bildet die uralte Zitadelle auf einem Huegel. An dessem Fusse befindet sich wohl einer der beruehmtesten , groessten und auch schoensten Souks (weitverzweigter, ueberdachter Basar) auf Erden! Schon bald tauchen wir ein ins Gewirr der Stimmen und Gerueche und lassen uns verzaubern und mitreissen (wortwoertlich) im Gewuehl der Haendler und Kaeufer. Mit Tueten bepackt wie nach einem heimatlichen Weihnachtseinkaufsbummel verlassen wir das andere Ende und traben zum Hotel. Unsere, mit der beruehmten hiesigen Olivenseife, gesaeuberten Koerper bewegen wir am Abend durch die Gassen der geheimnisvollen und geschichtstraechtigen Stadt und fallen zum Absacker in die Sessel der Hotelbar des legendaeren "Le Baron'" Hier sassen bereits Zaza Gabor, Agatha Christie oder Staatsmaenner wie Atatuerk, Charles de Gaulle, Koenig Faisal und vor allem mein Idol Lawrence von Arabien (!!!) der hier wohl ueber den Kampf mit den Arabern gegen das Osmanische Reich bruetete .Ja und nu luemmelt sich im abgewetzten Ledersessel in der immernoch (!) unveraenderten Bar mit franzoesischem Interioer und Flair Andi Wever von Betzdorf. Mit nem kuehlem Tuborg in der Faust brueten wir stattdessen ueber unseren weiteren Routenverlauf.



Abschied von Aleppo und seier berühmten Zitadelle


Wir verlassen die Stadt ostwaerts und werden in der Mittagshitze, wie schon so oft, in einem Kaff zu einem Tee in einem netten Haus eingeladen. Leider bezahlten wir diese Gastfreundschaft mit dem Verlust unseres Obdachs. Unbekannte erleichterten uns von unserem Zelt, einer Radlerbrille und rissen auch noch Astrids Tacho ab. Den Nachmittag verbringen wir auf der oertlichen Polizeistation. Waehrend der Grossteil der Uniformierten Astrid anglotzt, male ich im Inneren Bildchen ueber die verlustiggegangenen Sachen. Dieser Vorfall steht leider vollkommen im Widerspruch zu den bisher Erlebten... hier zuvor und danach und deshalb moechte ich mich, wenngleich der Verlust auch hoch ist, nicht weiter darueber auslassen, da wir ansonsten mit aufrichtiger, herzlicher Gastfreundschaft von diesen Menschen hier geradezu ueberschuettet wurden und hoffe, dass meine Hausratversicherung greift. Seitdem campieren wie nachts unter freien Himmel (haetten wir angesichts der sternklaren Naechte bisher auch so gemacht). Je weiter wir nach Osten gelangen, umso wuestiger wird es. Die letzte Nacht verbrachten wir in spektakulaerer Felslandschaft am Euphrat, den wir heut stromabwaerts folgten. Wir sitzen nun im ersten funktionierendem Internet/Cafe Syriens in der huebschen Stadt Dair-az-Zur. Ueberhaupt erfahren wir zum ersten mal nach langer Zeit was sonst in der Welt geschieht. Unser Hotelzimmer-TV strahlt ueber den englischsprachigen Sender Al Jazeera seltsame Bilder aus aller Welt mit feiernden, johlenden oder rumhuepfenden Menschen??!! Ooh...Amerika hat einen neuen Praesidenten! Die U.S.A feiert....und die restlichen 95% der Erdbevoelkerung nimmt Anteil und freut sich mit....
....na denn Prost und Ma a as-salame
Andi & Astrid


   


1. Orientierungslos im Orient; 2. Nacht in der Wüste


Salaam al Laikum...Merhaba Ach was !!!.....
Welcome! Welcome! Welcome! Welcome!.....
....das ist DAS Wort, dass Dir hier in diesen Gefilden, im Schurkenstaat und Gruendungsmitglied in Mister Bush's AdB (Achse des Boesen) so gut wie immer zu hoeren bekommst. Allerdings hoert es dann mit dem Englischen meist auf. Wo waren wir zuletzt...Ah ja..Dair-az-Zeer gelegen am Euphrat und etwa 100 km vor der irakischen Grenze. Hauptstadt der gleichnamigen Provinz. Dieser Ort hat ein gewisses Flair. Hinter einer Fassade aus dem ueblichen orientalischen Wirrwarr auf den Strassen verbirgt sich ein ueberaus angenehmer Ort zum Verweilen. Zum einen ein sehr pittoresker Souk unter geheimnisvoll wirkenden gewoelbten Daechern - ganz ohne Souveniers-Schnackschnack, da sich hier auch kaum Touristen hin verirren. Dann entdecken wir am anderen Ende der Euphrat ueberspannenden alten Haengebruecke ein nettes einfaches Gartencafe fuer einen Nescafe zum Sonnenuntergang. Der Kaffee geriet zu stark und ich bitte in Gebaerdensprache um Milch... Muuuhhh. Der Kellner flitzt los und kommt mit dem hier ueblichen weissen (vermeintlichen) Milchpulver, verwandelt den Kaffee in Teer und er haelt ihn verdutzt wie ein Eis am Stiel. Sein griff ins Regal hat Mehl erwischt. 

      

Herzliche Begegnungen im "Schurkenstaat": 1. Raststopp in der Wüste ; 2. ...mit den Schalke-Fanclub "Euphrat-Knappen" in Dair-a-Zur und 3. mit Fischern am Euphrat



Unser naechstes Ziel ist Palmyra, jenes schoenste Ruinenfeld Syriens - wenn nicht der Welt- inmitten der Wueste. Doch bis dahin erst mal drei Tage eben durch die Wueste. Wir klemmen, was geht, an Wasserpullen und kannister unter die Spanngurte. In diesen Breitengraden verabschiedet sich ab etwa halbfuenf das Tageslicht. Wir campieren immer irgendwo weit abseits der Strasse zwischen Duenen und erleben herrliche glutrote Sonnenuntergangsspektakel, waehrend die Nudeln bereits auf unserem Spirituskocher brodeln. Das Abendprogramm bildet dann das gegenseitige Vorlesen aus unserem extra zur Einstimmung mitgenommen Maerchenbuch "Geschichten aus Tausend und einer Nacht" Doch leider scheint die erbarmungslose Wuestensonne unsere Hirne so matschig gegrillt zu haben, dass sich uns den in sich verschlungenen Geschichten nicht so recht der Zugang oeffnet und wir unter grandiosen Sternenhimmeln in einen bleischweren Schlaf fallen.

    

1. Sagenhafte Relikte aus der Römerzeit in Palmyra; 2. Schafabtrieb am Abend



Endlich, Mittag des dritten Tages, erreichen wir den alten Oasenort Tadmur. Wir finden eine schnuckelige Unterkunft mit Innenhof und gutmuetigem Besitzer. An der Hauptstrasse reihen sich kleine Restaurants, Hotels in fast allen Kategorien und ein Haufen Souvenierlaeden mit unueberschaubaren Tinneff bis zum Roemerhelm. Kaum ein Ort in Syrien lockt Touristen so an, wie der sagenhafte Ort Palmyra am Rande Tadmurs. Eine der atemberaubensten Ansammlung roemischer Baukunst, immer noch nach 2 Jahrtausenden und obwohl ein schweres Erdbeben Diesen Ort den Garaus machte (vor ca. 1000 Jahren) .... uns bleibt die Spucke weg! Die noch stehenden Gemaeuer sprechen immer noch Baende und dahinter erhebt sich spektakulaere Bergkulisse mit einer thronenden Burg. Ehrfuerchtig wandeln wir durch die Saeulengaenge wie durch steinerne Alleen. Nur die Kamelstreiber reissen uns hin und wieder zurueck in die Realitaet,eifrig versuchen sie, uns eine Tour mit dem Hoeckertier aufzuschwatzen. Abends im Ort erleben wir groteske Szenen. Eine Reisegruppe (treffen hier fast nur auf ReiseGRUPPEN) erstuermt einen Teestall, in dem die einheimischen Dorfbewohner sich bei Wasserpfeife und Tee austauschen oder sich irgendwelchen Karten oder Brettspielchen widmeten und veranstalten ein wuestes Blitzlichtgewitter. Man stelle sich mal bildhaft vor, ein Tross Araber mit Tuechern auf'm Kopf und Kameras schussbereit in den Haenden erstuermt ein bayerisches Dorfstueberl in dem die Burschens nichtsahnend grad ne Runde Doppelkopf zocken....
Wir kommen nach Homs. Von dieser Stadt sagt man, ihre Bewohner waeren etwas unterbelichtet und der Rest des Landes reisst Witzchen ueber sie - aehnlich wie wir ueber die Ostfriesen. Natuerlich sind WIR nicht so voreingenommen! Hier in Homs muessen wir unseres Radl-Tour unterbrechen. Zum einen, weil der Polizeibericht von der behoerde abgestempelt wieder in diesem unsaeglichen Ort Maskanah (zur Erinnerung: Zelt & more Diebstahl) eingetroffen sein muesste, zum anderen weil eine weitere Reiseradlerin + Partner in Aleppo per Flieger eintrifft und uns Astrids altes Zelt mitbringt! Somit koennen wir in Zukunft doch bei eventuellen feuchten oder kuehlen Naechten ein Dach ubern Kopf haben. Hier nochmal allerallerbesten Dank an Petra aus Worms und Ulli von ueber mir !!!!
Also begeben wir uns auf den grossen Busbahnhof von Homs um zwei Busplaetze nach Hama zu nehmen, um dort unsere Raeder und Krams in einer Unterkunft zu lassen und weiter nach Aleppo fahren zu koennen. Wir stehen also mitten im Busbahnhof und fragen nach Hama. In jeden anderen Syrischen Ort wuerden sie Dich schon ungefragt in einen Bus zerren. Hier in Homs zeigt man uns die Strasse nach Hama (die wir gewiss nicht auf dem Busbahnhof suchten). Wir gaben auf und schoben die Raeder wieder auf die stark befahrene Schnellstrasse auf der das Radeln auch ohne Zeitnot fuerchterlich ist irgendwie findet Astrid einen kleinen Pickup nach Hama - die Stadt der Wassermuehlen. Es geht doch. Am Nachmittag quartieren wir uns im Hotel Cairo ein und treffen auf einen italienischen Reiseradler. Bei einem gemuetlichen Essen mit Blick auf die grossen beruehmten Wasserraeder erzaehlen wir ihm u. a. von den Ostfriesen Syriens.
Am naechsten Morgen quaelen wir uns um 5 aus den Federn, noch bevor der Muezzin kraeht. Unsere Mission steht an: Den Polizeibericht aus Maskanah holen. Eigentlich ne einfache Sache. Mit dem Bus nach Aleppo, dort mit einem anderen Bus weiter, etwa 90 km Ri Osten nach Maskanah den Polizeibericht abholen, zurueck nach Aleppo, Zelt abholen und wieder zurueck nach Hama und Reise fortsetzen.
Doch wir sind in Syrien und vorallem Maskanah ist ein Ort wie kein anderer und alles kommt anders und die Ereignisse ueberschlugen sich etwas....
mehr dazu im naechsten Teil

Khatrak (Auf Wiedersehen)

Euer Lawrence v Betzdorf

Es ist 4:20 Uhr. Der Muezzin reisst uns aus den Traeumen. Ein wahrlich idiotischer Tag beginnt....


Welcome &
Mehaba liebe Freunde!
Erstmal 1000 und 1 Dank fuer die eine oder andere aufmunternde Mail! Das Internet hier (in ganz Syrien) ist nicht so kraftvoll und habe deshalb noch nicht so viele persoenliche Antworten schicken koennen. Meist sind wir froh, diese Reisenews heil in die Welt schicken zu koennen. Grad eben hat ein Gewitter auch wieder die Leitung gekappt und damit das Erarbeitete vernichtet. Auch muss ich in mehreren Etappen schicken da er nicht alle Adressen annimmt. Hoffe es kommt trotzdem alles an

5 Uhr Morgens. Bereits vor dem Reiseweckergebimmel hat der Muezzin aus dem nahem Minarett seine Weckrufe in die Umgebung gejault. Wir besteigen den Bus nach Aleppo, von dort mit Minibussen weiter zum "Tatort" des Zeltdiebstahls nach Maskanah, 90 km weiter ostwaerts. Grosses Hallo (oder eher welcome) in der kleinen Polizeistation. Super, man kennt noch meinen Namen, denke ich. Doch alles schaut bloed als ich nach dem Policereport frage. Irgendein Uniformierter kraeht Aleppo, Aleppo. Ich werde zunehmend gereizt. Astrid behaelt weiterhin die Nerven und versucht klarzumachen, dass sich der Wisch bereits hier befinden muss. Die Stimmung ist gespannt - bis ein hergerufener "Uebersetzer" erscheint. Der Dorfzahnarzt beruhigt alle Gemueter Yalla yalla yalla und verschwindet wieder geschwind. Offenbar sitzt ein Kunde mit ramponierter Kauleiste noch ungeduldig in seinem Sessel. Eine halbe Std spaeter halte ich einen Schrieb, (natuerl in Arabisch) in den Haenden. Koennte genausogut ein Kochrezept fuer Falaffel sein. Jedenfalls lass ich mir noch einen Stempel und Unterschrift draufhauhen und dann nix wie raus! Auf der Haupstrasse suchen wir einen Minibus nach Aleppo als mich ein dicklicher Knilch mit Anzug vollbabbelt. In Annahme, er will uns behilflich sein, versuchen wir zu erklaeren dass, wir nach Aleppo wollen. Allerdings wirkte er zunehmend aufdringlich nicht nur auf mich indem er mich andauernd am Arm fasste um irgendwo hinzufuehren (was ich ganzundgarnicht mag grrrrrr) Bevor ich ihn nonverbal in seine Schranken weisen kann hat ihn Astrid schon heftig angefaucht. Wir huepfen in den naechstbesten Minibus. Mister Nadelstreifen spricht zum Fahrer und er faehrt (sehr ungewoehnlich: statt rappelvoll nur mit uns) los...und wir landen vor einem Haus irgendwo in einer Nebenstrasse. Davor hockt ein Typ mit nem Schnellfeuergewehr. Wirkt jedenfalls nicht sehr einladend. Jetzt erscheint auch wieder Mister Nadelstreifen und bloekt was von Passport. Uns wird's zu bloed und wir ignorieren. Nicht nur das, wir GEHEN. Gehen zurueck zur Hauptstrasse ohne uns umzudrehen.
Ohne Maschinengewehrsalve in die Ruecken erreichen wir die Strasse und stoppen einen fahrenden Minibus, springen rein und dann raus aus diesem besch...Ort.
War ich zuletzt noch sehr zurueckhaltend auf diesen Vorfall eingegangen, so kann ich jetzt nur wiederholen. In ganz Syrien war und ist es klasse und wir hatten tolle Erlebnisse am Fliessband. Nur damals nach diesem schon ohnehin beschissenen Diebstahl war der oertliche Polizeitrupp mehr damit beschaeftigt Astrid anzugaffen als einen Diebstahl - Mittags auf offener Strasse - aufzuklaeren, der mit Sicherheit zig Zeugen haette. Maskanahs einzige Attraktion ist ein Minarett, dass aus dem nahegelegenen riesigen Assad-Staudamm ragt, nachdem er in den 60ern geflutet wurde.
Fuer mich ist die Staumauer noch 5 Meter zu niedrig, Yallayalla !!!
Um 12 Uhr Mittag treffen wir wie verabredet Petra Decker und Klaus Schlicht , uns verbindet auch die Mitgliedschaft in der DZG (Deutsche Zentrale fuer Globetrotter e.V.) beim Uhrturm. Sie haben aus Deutschland Astrids altes Zelt mitgebracht. Wir gehen Essen und verabschieden uns herzlich. Dann suchen wir die "Tourist-Police" von Aleppo auf. Kann ja fuer die Versicherung nicht schaden. Auf dem Weg dorthin quatscht mich ein Militaeruniformierter (Yousseph) auf Englisch an...Welcome in Syria..blablabla. Bin zuerst noch reserviert nach allem. Doch ist er uns erstmal sehr hilfreich bei der Touristenpolizei. Sie ist so, wie man sie sich vorstellen koennte (wenn man Pessimist ist) Dunkler Raum irgendwo versteckt in einer zweiten Etage, unaufgeraeumter Schreibtisch, nicht der leiseste Hauch von irgendwelchen elektronische oder telefonischen Komunikationsmitteln die die Menscheit in den letzten 100 Jahren hervorgebracht hat, 3 Etagenpritschenbetten mit doesenden Uniformierten UND keiner spricht was anderes als Arabisch (zur Erinnerung: wir befinden uns bei der TOURIST-POLICE) naja...ausser Welcome Syria. Doch von Armee-Joseph heizt gleich ein und der ganze Trupp schart sich um uns. Ich zeige den Polizeibericht, den sie amuesiert durchschmoekern (offenbar grottenschlecht verfasst aber immerhin kein Kochrezept), ich wiederhole alle Details und sie und vorallem Jupp verspricht, dass er denen in Maskanah den Marsch blaesst und wir bald unsere verlustiggegangenen Sachen in den Haenden halten werden. Wir geben in eine Visitenkarte des "Cairo-Hotel" in Hama mit einem ausgezeichnet Engl.sprechenden Chef, den wir dann spaeter auch tel. kontaktieren koennen. Erschoepfter als nach dem haertesten Radltag kehren wir in der Nacht nach Hama zurueck und trinken Dosenbier zu Shalaale (leckerer syr. Knaeuelkaese) mit eingelegten Oliven bis wir in einen bleischweren Schlaf fallen.

Von Hama, eigentlich einer recht netten Stadt - hier etwas zukurz gekommen - mit beruehmten grossen alten Wasserraedern am Fluss, radeln wir Richtung Westen. In die Berge. Astrids doppelt so schweres doch heissgeliebtes, geraeumiges Kuppelpartyzelt spuere ich doch bei den steilen Anstiegen. Doch haben wir jetzt endlich wieder ein Dach ueber den Kopf. Wir erleben die kontrastreiche Bergwelt. Atemberaubende Ausblicke wechseln mit schnuckligen Bergdoerfern. Wir finden tolle Plaetzchen fuers Zelt. Unser naechstes Etappenziel: die alte Kreuzritterburg Crac de Chevalier, oder wie der Syrer sagen wuerde Qalaat al Husn. Leider stossen wir mit unserem Kartenmaterial an Grenzen. Oft befinden wir uns auf nicht eingezeichneten Strassen und muessen uns an Abzweigen durchfragen. Auch dabei erreichst Du irgendwann eine Geduldsgrenze. An jedem Abzweig, an jeder Kreuzung - das gleiche Spiel. Ich frage jemanden nach Qalaat al Husn. Das ganze in allen moeglichen Wortmelodien und Tonnuancen. So meist nach den 50 - 80 Versuch folgt dann ein Ahhh, Qaalat al Husn.?!..und der Befragte zeigt die Richtung.Gebellt wirds am besten verstanden. Kallaaat_alHoussssn!!!!-Wuff... Nundenn. Trotz aller Muehe verfuhren wir uns und landeten statt in Q.a.H.(ich kanns nicht mehr hoern) in Safita, 25 km weiter westlich und fuhren von dort durch zur Kuestenstadt - auf altem kreuzritterlichen Boden - nach Tartus. Astrid ist noch ein wenig enttaeuscht. Hatte sie sich doch ausgemalt, die beruehmte Burg hoch zu Ross auf unseren Drahteseln "erobern" zu koennen. Doch erstuermten wir die Burg einen Tag spaeter noch vieeeeel spektakulaerer. Davon mehr beim naechsten mal.
Mar' salaam & lieben Gruss vom Orient-Express
Astrid & Andi


PS:
Von der Allianzversicherung erhalte ich die Nachricht, dass sie Hilfe ablehnt, da dazu in das Gebaeude mit Gewalt eingedrungen sein musste. Das die Sachen mit Gewalt abgerissen, bzw abgeschnitten wurden, reicht denen offenbar nicht. Entaeuschender fand ich allerdings, dass fuer die der Fall mit einem Zweizeiler erledigt war NACHDEM wir uns all die Muehe machten in der Annahme das Richtige und Moegliche zu tun. Zu dem ohnehin schon hohen Verlust kommen diese ganzen Aufwendungen noch hinzu, da sie trotz mehrfachen Bitten fuer ihre zwei Saetze erstmal lange Zeit nehmen mussten.
Der Prophet Muhammad soll sich beim Anblick von Damaskus standhaft geweigert haben, die Stadt zu betreten, denn:
"Der Mensch kann nur ein Paradies haben und meines ist im Himmel".
Fuer mich laesst das nur den Rueckschluss zu, der Mann kam nicht auf'n Radl daher!
Merhaba!
...und liebe Gruesse vom Paradies auf Erden - der Perle des Orients!
Dazu spaeter mehr, soweit waren wir ja noch nicht!
Landschaftlich hat sich die schweisstreibende Tour durch die Berge gelohnt. Nicht selten fuehle ich mich an Andalusien erinnert. Da wir unser naechstes "Highlight", die uralte Kreuzritterburg Crac de Chevalier, um zwei Dutzend km verfehlt haben, sausen wir gleich durch zur Kuestenstadt Tartus. Frueh am Morgen krabbeln wir aus dem Bett. Heute steht die Eroberung der Burg auf unserem Programm. Leider nicht wie erhofft, ritterlich hoch zu (Draht)ross, stattdessen ein Mix verschiedenster syrischer Fortbewegungsmittel. Zuerst eine Kombination aus Taxi, Stadtbussen und Minibussen zum richtigen Busterminal. Dann ein weiterer Minibus der uns nach ca 60 km am Abzweig absetzt. Es folgt eine weitere Kombination aus Autostopp, Fussmarsch und Minibussen hoch zum Ort Qalaat_al Husn. Hoch darueber thront die Burg. Wir begeben uns zum muehsamen Aufstieg als ein Traktor mit verwegen wirkendem Steuermann neben uns stoppt.
Wir ahnen jetzt noch nicht, dass wir es mit einem Wahnsinnigen zu tun haben werden. Wir springen links und rechts auf die hinteren Kotfluegel und los gehts. Nie haette ich gedacht, dass ein Traktor, selbst bergauf , soviel Gas geben kann. Gegenuebersitzend starren wir uns entsetzt an. In Erwartung, bei jeder Haarnadelkurve, unser jeweils geliebten Gegenuebers in die Weiten des Universums schleudern zu sehen. Das Eingangsportal ist erreicht. Wir kuessen den Boden und stuermen.
"Atacke!" Gedanklich metzeln wir eine franzoesische Reisegruppe nieder, die wie ne Schafsherde im Gang steht. Nichts haelt uns mehr auf. Wir raeumen noch eine russische Gruppe aus dem Weg und dann weht schon die blauweisse Fahne auf dem hoechsten Turm.


   


1. Uneroberte Ritterburg "Krak de Chevalier...2. ..bis die Schalker kamen.

Noerdlich von Tartus schlagen wir uns wieder in die Berge zum hoechstgelegenen Ort Syriens, Slunfeh. Dementsprechend (schweine)kalt ist es. Die Besteigung des dahinterliegenden Gipfels faellt buchstaeblich ins Wasser. Regen und null Sicht. Wir rollen wieder hinunter zur Kueste. Nicht ohne einen kleinen Abstecher zur sagenumwobenden Saladinburg. Spektakulaer auf einem steilem Felsruecken, der wiederum in einer breiten Schlucht aufragt, erbietet sich uns ein ueberaus eindrucksvoller Anblick. Weiter gehts nach Latakia, Syriens groesster Hafen. Diese Stadt ist die wohl weltoffenste Stadt des Landes.
Der Charme des 70jaehrigen Hostelwirts Yousseps mit seinem broeckeligen Englisch hat es nicht nur Astrid gleich angetan und wir checken ein in seine gemuetliche Pension. Zudem treffen wir hier auf einen alten Bekannten. Dem Schweizer Velofahrer Phillip, der uns schon vor Palmyra begegnete. Obwohl er nur wenige Wochen unterwegs ist, sein Interesse gilt vornehmlich alten Ruinen und Ausgrabungen, besticht seine hochqualitative Ausruestung durch Extraklasse bis zur Daunengefuellten, selbstaufblasbaren Isomatte. Im Krassen Widerspruch dazu nutzt er allerdings einen Espitkocher. Diese Wuerfelzuckeraehnlichen Brennelemente, die einen halben Tag benoetigen um ein Topf Wasser zum Kochen zu bringen.
Von Latakia schlagen wir uns entlang wild anmutenden Kuestenabschnitten mit atemberaubenden Ausblicken und natuerlich wieder Berge ohne Ende bis in die Tuerkei durch. Kurz nach der Grenze treffen wir in der Daemmerung endlich nochmal auf einen weiteren Biker. Alban aus Frankreich auf biblischen Pfaden. Er radelt noch bis nach Israel, weil er seine Religion mal kennenlernen moechte. Gemeinsam schlagen wir unsere Zelte auf und machen ein Feuerchen. Achja, warum wir zurueck in die Tuerkei sind?! Astrids (Reise)-Zeit naht dem Ende. Sie wird von Antakya einen Ueberlandbus nach Istanbul nehmen und von dort weiter mit dem Flieger nach Berlin. So geniessen wir gemeinsam bis zur letzten Sekunde unsere Zeit.... bis ich Abends voller Wehmut ihrem Bus hinterherwinke. Wir hatten eine unvergessliche und tolle Zeit zusammen. Selbst besteige ich am naechsten Morgen einen Bus nach Damaskus, lasse mich jedoch vorher etwas unterhalb unseres zuvor schon per Rad erreichten Gegend (Homs) aussetzen. Von hier radle ich ueber ein reizvolles Hochtal, flankiert beidseitig von bizarren und sanften Bergketten. Die Nacht unter grandiosem Sternenhimmel ist verdammt kuehl. In der Ferne sehe ich am naechsten Morgen schneebedeckte Gebirgszuege des Libanons. Nach einer Weile ueber dem Hochtal schlaengelt sich ein Abzweig zwischen schroffe Felsen und schon bald erblicke ich die malerische Kulisse des Christenortes Maalula mit seiner sagenhaften Vergangenheit.
Die Ultra-Kurzfassung: Einst hatte eine Koenigstochter (Thekla) die Schnauze voll von ihren Koenigs-Papi, der sie mit nem vom ihm ausgewaehltem Prinzen verheiraten wollte. Sie war verzweifelt. Ihre Zofe steckte ihr die die Geschichte des sagenhaften Ortes Maalula. Dort soll sich Einst das Volk der Aramaeer auf der Flucht seiner vielen Feinde eine versteckte Schlucht gefunden haben in der eine Fee wohnte. Die verschoss sich in einen der Ihren und gebot den Aramaeern Schutz mit der Auflage, diesen fortan allen Hifesuchenden zu gewaehren. Davon machte nun also Thekla gebrauch und lebte nun mit ihnen. Ihr Vater war alledings ein Arsch, er folterte die Zofe solange bis sie sang und schickte seine Heere. Die legten alle Maenner um waehrend sich Thekla mit den anderen Frauen und Kindern in Hoehlen weit in der Schlucht verkruemelte. Sie wollte sich stellen zum Schutz der Kinder. Doch die lehnten ab. Die Soldaten legten schon ihre Leitern an, als Thekie anfing zu schreien. So laut dass Felsen abstuerzten und alle Soldaten unter sich begrub. Fortan zog Thekla alle Kinder auf und niemehr gelang es Feinden diesen Ort zu erobern.
Die Geschichte ist noch viiieeel schoener als hier in Kuerze beschrieben. Viell. kann ich sie ja dem einen oder anderen an einem Winterabend erzaehlen.
Weiter fuehrt mein Weg ueber weite Hochtaeler mit Doerfern aus dem Bilderbuch bis es ploetzlich in vielen Windungen nur noch abwaerts geht. Ehe ich mich versehe, stecke ich inmitten eines stinkenden, hupenden Blechgetuemmels.
Die Perle des Orients ist erreicht - Damaskus! Durch die hoffnungslos verstopfte Einfallstrasse erkaempfe ich mir den Weg bis ins Herz der Haupstadt und finde eine urgemuetliche Unterkunft mit Innenhof inmitten eines Handwerker-Souks in einer ehemaligen osmanischen Polizeistation. Ringsherum wird Blechgehaemmert, genaeht, geknuepft, geschweisst...was das Zeug haelt. Meine Basis fuers Abenteuer Damaskus!
Marsa al Lam

Andi
Merhaba!

Damaskus.....
diese Stadt gehoert sicherlich zu den wenigen Orten, deren Name allein schon ein Mythos ist - wie Marrakesch oder einst Bagdad. Damaskus - die Perle des Orients.
Meine Reisebuchautorin empfiehlt natuerlich mehrere Tage hier zu verbringen oder am besten gleich 'ne Woche,mindestens, um den Zauber dieser Stadt einzuatmen. Da ich merke, hier eher Dieselqualm einzuatmen begnuege ich mich mit anderthalb Tagen und zwei Naechten und klapper ab, was mir interessant erscheint. U.a. natuerlich das Wahrzeichen, die Ummayaden- Moschee inmitten des grossen Souq. Einst Zankapfel zwischen Christen und Moslems, da sie auf den Grund einer ehemaligen Kirche gebaut wurde.
Aber so gings hier ueberall in diesen geschichtstraechtigen Gefilden zu. Die einen bauen was auf, dann kommen andere und machens wieder kaputt. Geschichte scheint sich offenbar abzuspielen wie auf nem grossen Sandkasten auf'm Spielplatz. Haenneschen baut ne Burg, dann kommt Fritzchen und macht sie kaputt - obwohl doch Platz fuer alle da waere. So ist hier. Die Amoriter bauen was auf, die Aegypter machens kaputt und bauen ihrerseits was auf was die Griechen zerstoeren, dann die Aramaer, die Roemer, die Sassassiner , die Araber, die Kreuzritter, die Perser ....usw...bis letztendlich die Mongolen alles kurz und klein schlugen (da ich ja mal durch die Mongolei radelte, bleibt es fuer mich das groesste Raetsel, wie dieses zwischen Russland und China eingequetschte, nette Voelkchen seinerzeit halb Europe und den ganzen Orient aufmischen konnten) und was die noch stehen liessen, machten Erdbeben platt.

Nundenn, inmitten der ehemaligen Zitadelle und des Souqs steht diese beeindruckende Moschee. Da sich hier der Kopf von irgendein von Schiiten verehrten befindet, pilgern hier auch viele schwarzgekleidete Iraner hin. Ausserdem liegen hier auch die Knochen...oder ich glaub man sagt Gebeine (?!) von Saladin ...und Johannes dem Taeufer - weswegen auch Christen herkommen. Auch die engen Gassen innerhalb der Zitadelle in denen kein Geschaeftstreiben herrscht haben es mir besonders angetan, dieses Labyrinth an engen Gassen die soviel Ruhe ausstrahlen und doch soviel zu entdecken gibt. Ansonsten wirkt Damaskus noch nicht als DIE moderne Capitale, sondern ist bestenfalls auf dem Weg dorthin.
In meiner Unterkunft mache ich Bekanntschaft mit einer nach Kanada ausgewanderten Travellerin.
Nach diesen Zeilen werden jetzt 2-3 meiner Freunde aufhorchen. Hallo Gabi, hallo Konsul Rudi, hallo Elena - ich soll euch liebe Gruesse von Diana Diaconu ausrichten! Da auf meinem Speicherchip sich noch einige Bilder von vergangenen Globetrottertreffen befanden, konnte ich euch sogar zu ihrer hellen Freude noch mal bildlich zeigen. Sorry Rudi - von Dir hatte ich leider nur Fotos, auf den Du etwas unvorteilhaft aus der Waesche guckst ( du erinnerst Dich an die Schnapsprobe mit Selbstgebrannten bei dem Bauer in Nickersfelden?!)
Von Damaskus durchstrample ich braune Wueste bis zum Gebirge des Suweida nach Suedosten in der verwiegend Drusen leben. In Bosra nochmals jede Menge Ruinen aus der Roemerzeit, u. a. das wohl besterhaltenste Amphietheater der Welt mit einem Fassungsvermoegen von 15 000 Menschen. Rueckenwind traegt mich nach Deera. Mein guter Lawrence von Arabien verbrachte hier wohl seine schrecklichste Zeit seines Lebens als er von den Osmanen hier gefangen genommen wurde. Auch ich fand hier wegen mangelhaftester Beschilderung kaum raus. Nach einigen Kilometern ueberquere ich die Grenze. Die Grenzsoldaten begruessen mich herzlich und als sie meinen deutschen Pass sehen, faengt einer an, begeistert Deutsche Fussballclubs aufzuzaehlen. Leider die Falschen. Ich simuliere Wuergen und Erbrechen und halte dem Grenzer, der erstaunt aus runden Kuhaugen glotzt, meine BlauWeisse Fahne aus der Lenkertasche unter die Nase. Ich hoere vom ihm ein nahezu akzentfreies SCHALKE 04 -
er hat grad noch seinen Arsch gerettet! Jetzt bin ich in Jordanien. Auf dem ersten Blick kein grosser Unterschied. "Same, same - but different!" wuerde eine thailaendische Souvenierverkaeuferin sagen. Die Fahne ist sehr aehnlich, die Schrift die Sprache, und das staendige "welcome" hat sich auch nicht geaendert.
Die Naechte sind mittlerweile schweinekalt und morgens dauert es immer laenger, bis die Sonne Wirkung zeigt. Trotzdem verbringe ich oft die Naechte ohne Zelt in meinem dicken Schlafsack. Zum einen, weil ich so morgens schneller aus dem Quark komme ohne Zeltabbau und langes Zusammenpacken. Zum anderen da es sich unter sooo grandiose Sternenhimmel doppelt so gut traeumen laesst. Auch Jordanien hat eine griechische und roemische Vergangenheit. Erstaunlich gut erhaltene Ruinen in Jerash, dem antiken Gerasa machen es mir leicht, vorzustellen, was sich seinerzeit in den zerfallenen Tempeln, Palaesten und Saeulenstrassen abspielte. Von Jerash geht es dann bei heftigsten Gegenwind nur noch bergauf. Ein kleines Kaffeehaeuschen in windzerzauster Hoehe laesst mich Rast machen. Trotz spaerlichen Angebots schafft es Abdullah, mit seinem ansteckendem Lachen, dass mir selbst ein Instantkaffee schmeckt. Dazu stopfe ich mir reichlich seiner Kekse und Schokoriegel in den Mund und die Kampfmoral fuer den weiteren Aufstieg ist wieder hergestellt. Trotzdem scheint es mir, als laege die jordanische Hauptstadt Ammam und nicht die Tibetische Lhasa auf dem Dach der Welt. Eigentlich kenne ich es so: wenn man so lange hochstrampelt, dann liegt einem die Stadt dann auf der anderen Seite der Bergkette zu Fuessen. Denkste! Da Ammam, einst auf sieben Huegeln gegruendet, sich mittlerweile auf derer 19 erstreckt, folgt ein Stakkato nervtoetender auf und ab's. Es wird Dunkel und irgendwann blicke ich tatsaechlich auf ein Lichtermeer. Ich rolle ins Gewuehl. Im Herzen der Stadt finde ich ein namhaftes Travellerhotel - das Cliff-Hostel. Nachdem ich mich wieder hergerichtet hab mit Rasur und heisser Dusche hoffe ich hier ein paar Leutchen zu finden um um die Haeuser zu ziehen. Baerenhunger und Durst! Leider keiner da, der auf meiner momentanen Wellenlaenge funkt. Zwei brave Paerchen, die akkurat ihren weiteren Reiseablauf mit dem Lonely Planet durchplanen, ein Haufen Koreaner oder Japaner... koennte ja lustig werden - entpuppen sich dann doch als junge, mulimische Pilger aus Malaysia, ausserd. 2-3 so ne Art Retro Hippies mit Maehne und Strickmuetzchen aus Frankreich und Italien...fallen auch durchs Raster nachdem sie mir begeistert das Strassenrestaurant um die Ecke empfehlen (reisen wohl ultra-budget), wo man fuer 1 Jordan Dirham (JD) Humus bekommt. Verd.....t, es soll schmecken, da will ich nicht knausern, schliesslich habe ich harte Tage hinter mir!. Hatte genug Humus. Meine Prioritaet liegen jetzt bei gut - lecker - und reichlich!
Also ziehe ich alleine los finde ein Restaurant und vertilge zu einem Fass Bier ein halbes Schwein. Natuerlich nicht. Doch im Restaurant "Jerusalem" bekomme ich einen Teller mit einem von vier verschiedenen Gemuesesorten umgebener Berg Reis, auf dem ein halbes gegrilltes Huhn thront. Inklusive einer Pepsi und eines Kaffes hat mich das keine 5 Euro gekostet. Ein gutgelaunter Reiseradler verlaesst mit einem guten Trinkgeld Jerusalem fuer ein gutes Bier anderswo! Und dann werde ich mal sehen wie und wo es weitergeht. Muss ja irgendwie Richtung Aegypten. Aber irgendwie vorbei am Toten Meer, die Felsenstadt Petra, das Wadi Rum, Akaba....wir werden sehen...
Yalla yalla!

Marsalaam!
Andi
Merhaba!
Nach den Orientmetropolen Aleppo und Damaskus haut mich die jordanische Hauptstadt mich nicht mehr vollends von den Socken. Etwa 2,5 Einwohner verteilen sich ueber 19 Huegeln und Taeler. Von den westlichen wohlhabenden Vierteln bis zu den aermeren Arbeitervierteln im Osten. Etwa in der Mitte um die alte Hussein-Moschee das uebliche Gewirr aus lebhaften Souqs und Laeden und meiner netten Unterkunft im "Cliff-Hostel". Am Morgen treffe ich zum Fruehstueck auf einen drahtigen 50er (natuerlich Reiseradler). Ulli aus Aachen, auch unterwegs aus der Tuerkei. Nach einer City-Bus-Tour, die fast ausschliesslich durch den gaehnend langweiligen Westen der Stadt geht, verlassen wir Ammam am naechsten Morgen gemeinsam Richtung Totes Meer. Nach Besuch steinalter Bodenmosaiken in Madaba windet sich die Strasse durch eine atemberaubende ockerfarbende Mondlandschaft, die sich ploetzlich in einem wabbeligen Dunst unter uns verliert. Hier campieren wir hoch ueber dem Abgund zum tiefsten Punkt der Erde, (ca 420 m unter dem Meeresspiegel !) Am noerdlich Ufer sehen wir die Lichter Jerichos und weit hinter dem Westufer erhellt sich der pechschwarze Himmel ueber Jerusalem!

  


1. Auf dem Weg zum Tiefpunkt der Welt, dem Toten Meer 400 m unter dem Meeresspiegel...; 2....doch wegen dem hohen Salzgehalt werden wir wenigstens hier niemals untergehen.


Am naechsten Morgen brettern wir ueber Haarnadelserpentinen in die Tiefe. Dann, entlang am Ufer suedwaerts, bis wir eine gute Stelle finden um reinzuhuepfen ins Paradies fuer Nichtschwimmer. 33% Salzgehalt (Mittelmeer 3,5) machen jedes Abtauchen unmoeglich. Am Abend haben wir schon ein Nachtplaetzchen gefunden als ein Pickup mit aufmontiertem schweren Maschinengewehr und seiner Besatzung uns freundlich aber bestimmt auffordert uns doch ein anderes Nest zu suchen. Die Naehe zu Israel am anderen Ufer macht die Jordanischen Uniformierten hier offenbar doch etwas nervoes.

Ueber ewiglangen, schweisstreibenden, doch spektakulaerem Aufstieg gelangen wir ueber die alte Festungsstadt Kerak wieder auf die legendaere "Koenigststrasse". Grandiose Berglandschaft bis nach Dana, dem bislang schoensten Ort der Reise.


Grandiose Bergwelt in Jordanien


Dann endlich, erreichen wir Petra. Jene sagenumwobende Felsenstadt, ueber Hunderte von Jahren fast vergessener Mythos und dann von einem Missionar 18hundertnochwas "wiederentdeckt". Kulisse nicht nur fuer 'nen Indianer-Jones Movie. Ehrfuerchtig tapsen wir lange durch eine ultraenge, tiefe Schlucht, bis sich, von einer Sekunde zur anderen, die Felsformation oeffnet. Fast blind vor der ploetzlich Lichtfuelle stehen wir vor dem Portal des Khazne Faraun. Uns stockt wahrlich der Atem. Jedenfalls so lange, bis eine Dutzendkoepfige, deutsche "Hauser-Studienreisen"- Gruppe auf Kommando ihres Guides, der es spannend machen will, in Polonaesenschritt mit Haenden auf die Schultern des Vordermannes und geschlossenen Augen herantrippelt. Es sind nicht nur die in Fels gehauhenen Tempel der Nabataer die diesen Ort so einzigartig machen. Vielleicht noch mehr das unbeschreibliche Farbenspiel der Felsen! Bis zum Abend bin ich gibbelig, bekam einfach nicht mehr das Bild der reintippelnden Deutschen aus dem Sinn.
Ueber einen hohen Berggrat geht es dann am naechsten Morgen in ein weites Tal und dann in das Wadi Rum (Wadi = arab. Trockenflussbett). Von diesem Wadi mit seinen Berg und Felsformationen hat Lawrence v. Arabien dermassen in Entzueckung versetzt, dass er beim Durchreiten dieses Tals mit einer Prozession verglich. Schon die ersten steilen Felsriesen taufte er die "Sieben Saeulen der Weisheit"- wie der Titel seines spaeteren Buches und selbst eine Zeitlang den Aufstand vergass. Wie Spritzgusstoertchen erschaffen von einer Riesenhand wirken diese phantastischen Sandsteinfelsen auf Granitsockeln. Es ist irre. Es ist schier unglaublich was die Natur hier mitten in der Wueste durch Erosionen in Jahrmillionen erschaffen hat !!! Im kleinen Dorf Rum tauschen wir Raeder gegen Kamele (nat. nur fuer zwei Tage). Ulli bekommt ein ziemlich durchgeknalltes Viech mit dem er die naechste Zeit nicht warm wurde. Meiner war riesig aber gutmuetig, nur seinen Namen al_Allian, der mich zu sehr an eine bloede Versicherung erinnert, aenderte ich um auf Heiko Westermann.
Wir verbringen trotz schmerzenden Steiss zwei wahnsinnstolle Tage in der Wueste.
Akabaaaaa!!!!!
Von hier ist's nur noch ein Katzensprung nach Akaba, dem suedlichsten Zipfel Jordaniens. Hier am Zipfel des Roten Meeres draengt sich ausser Jordanien noch Israel ein Steinwurf nebenan, ein paar Kilometer suedwaerts faengt Saudi Arabien an, auf der gegenueberliegendenn Seite ist in Sichtweite Aegypten und auch der Palaestinensische Gaza ist nicht mehr weit. Akaba. Mit der Einnahme dieses strategisch wichtigen Ortes gelang Lawrence mit den arabischen Aufstaendischen seinerzeit der Durchbruch im Krieg gegen die Osmanen. Die Eroberung hat ihn dermassen in Euphorie versetzt, dass er versehentlich sein eigenes Kamel dabei unter seinem Arsch erschoss. Die Siegesfeier erlebte er ohne Bewusstsein. 

     

Oben: 1.Sagenhaftes Petra; 2. "Hutablage - Unten: 3. Lawrence's "Sieben Säulen der Weisheit" beeindrucken auch mich zutiefst!  4. Mein treues Wüstenschiff "Westermann"; 5. Unser Schurken-Trio im Wadi Rum



  

Fuer mich heisst es hier Abschied nehmen vom sehr angenehmen Weggefaehrten Ulli. Fuer meinen Rueckflug muss ich nach Marsa Alam, weit suedlich am Roten Meer. Mit der Faehre setze ich am naechsten Tag ueber, auf den Aegyptischen Sinai. Mit diversen Ueberlandbussen gelange ich ueber diesen nach Suez, [ausser ner kleinen Schlaegerei im Bus keine bes. Vorkommnisse]weiter nach Hurghada und noch weiter, bis mich ein Bus mich irgendwo unterwegs in Flughafennaehe absetzt. Etwas Zeit habe ich noch. So kommt es, dass ein Reiseradler vor einer typischen Resortanlage auftaucht die nichts anderes kennt als Reisegruppen. Und das Unmoegliche kommt in die Gaenge. Ich verbringe die Restzeit in einem Resort. Nachdem ich eingecheckt habe, darf ich keinen Finger mehr krumm machen. Eine Schwadron Bediensteter nimmt sich meines fuer sie offenbar ungewoehnlichen Gepaecks an. Eine Pauschalgruppe glotzt mich verwundert an, ueber ihren Schafsaugen tuermen sich unendliche Fragezeichen. Womoeglich gruebeln sie welchen Programmpunkt ich grade hinter mir habe. Nun denn, die Internetstunde ist hier schweineteuer, deshalb jetzt ein schneller Weihnachtsgruss, viell. kommen spaeter noch ein paar Bildchen nach!

Merry Christmas!!!!!


2.  2005: Thailand, Kambodscha, Vietnam, Laos

"Leben am Fluß"


3600 Km durch Südost-Asien


Eine Zusammenfassung der Emails an Freunde während der Tour:



Im Leben eines Globetrotters gibt es schon mal Situationen, in die er geraet oder sich begibt und sich schwoert, es nie wieder zu tun....sofern er sie ueberlebt...
 
Schoenen Gruss aus Bangkok!
 
"On the road again" - Verschlagen hat es mich diesmal zu den Anrainern des Mekongflusses, eine fuer mich noch unbekannte Ecke. Kambodscha, Laos, Vietnam. Ausgangspunkt, wegen leichter Erreichbarkeit, ist Bangkok. Die LTU bringt mich von Duesseldorf in die thailaendische Hauptstadt. Der Jet ist restlos voll bis auf den letzten Platz. Mein 70jaehriger Sitznachbar laesst mich schon Minuten nach dem Start wissen, dass er jetzt seine zweite Frau besucht. 34 Jahre jung und natuerlich huebscher. Jedoch ist seine Deutsche Millionaerin. So waehlt er eben beides - Reich & Sexy. Ueberhaupt kann ich mich nicht dem Eindruck erwehren, der Grossteil der Insassen entspricht den Klischees. Backpacker, Durstige Maennerbuende, Sextouristen. Landung Morgens im schwuelheissen Bangkok. Am Gepaeckband treffe ich dann doch auf weitere Radler. Ein Paerchen mit Tandem und eine einzelne Radlerin. Der Shuttlebus spuckt uns an der Khaosan Road aus. Was Thamel fuer Kathmandu und Main Bazaar fuer! Dehli ist, bedeuten diese, einige Hundert Meter Asphalt, fuer Bangkok. Das Ghetto und Amuesiermeile der Backpacker. Auf einen Kilometer quetschen und stapeln sich aneinander Billigabsteigen, Kneipen, Internetcafe's, Ramschbuden mit allen erdenklichen Thaikitsch und Billigschmuck, Milliarden von T-Shirts, Reisebueros, fliegende Haendler, Fressstaende. Leuchtreklame und Schilder ueberall. Alles und von Allem zu viel. Alles um des Backpackers Herz hoeher schlagen zu lassen. Ein Bausparender Spiesser koennte sich hier in Kuerze zu einem Superfreak verwandeln - mit Dreadlocks oder Rasta, Tatoos, Piercing und Batikklamotten. Umgekehrt gehts aber auch. Zahlreiche Schneider offerieren Edelanzuege massangefertigt fuer nicht viel Geld. Auf und ab ein Gedraenge und steter neuer Zustrom von hoffnungslos ueberladenden Rucksackreisenden mit 'nem "Lonely (Haha) - Planet Guide unterm Arm, dazu eine bunte Mischung Alt-,Neo- und Freizeithippies. Den Abend bekippe ich mit erwaehnten Radle! rn meinen 39sten. Da ich meine Jacke in Deutschland vergessen habe (irgendwas fehlt immer) und ich fuers Hochland doch was Warmes benoetige mach ich mich tags darauf auf den Weg in den modernen Teil Bangkoks. Wichtige oder gute Dinge gibts eben nicht in der Khaosan. Mein Taxi kriecht durch hoffnungslos verstopfte Strassen. Hochhaeuser und hypermoderne Shoppingcenter, doppelstoeckige Stadtautobahnen, selbst ein "Skytrain" schlaengelt sich auf maechtigen Betonpfeilern ueber die City. Was fuer ein Kontrast. Am "Siam-Center" werde ich nicht fuendig (eher nur Butiken) Statt mit Taxi jetzt mit Motor "Tuk-Tuk" weiter. Waehrend sich mein Fahrer sich vorstellt als der schnellste, schlaueste und verrueckteste TukTukfahrer, umgehen wir in halsbrecherischer Fahrt saemtliche Staus. Der Wahnsinnige nimmt seine Schleichwege einfach durch Parkhaeuser, Hinterhoefen und Luxushotelportale und manchmal auch ueber die Gegenfahrbahn! An einer breiten Geschaeftsstrasse entdecke ich ein Outdoorausruest! er. Fuer etwa 32 Euro erwerbe ich eine recht ordentliche, atmungsaktive Funktionsjacke. Jetzt wieder zurueck. Es ist Abend und die Strassen noch voller. Bloederweise muss ich ziemlich weit zurueck. Der Skytrain rollt nicht wirklich in die Richtung und ich denke frustriert an eine ewiglange Taxifahrt als mir ein kleines Maenchen von der Seite  "Mototaxi" ins Ohr bellt. Er stuellpt mir ein Plastikhelm mit Kinnriemen auf die Ruebe und gibt Gas. Es scheint, mein Fahrer ist darauf bedacht, fuer den vereinbarten Fahrpreis moeglichst wenig Arbeitszeit zu investieren. Oder, er will sich spektakulaer umbringen und braucht eine Begleitung auf dem Weg ins Nirvana. Im Vergleich was jetzt folgte, war die Tuktuk-Tour 'ne Kaffeefahrt. Wir jagen mit der kleinen Honda durch den fliessenden Verkehr, meine Knie streifen beidseitig hier und da an Autoblechen. In was fuer' n Film bin ich hier??! Komme mir vor wie  in irgendeinem Computerspiel - Motorradgangster auf der Flucht oder so. Kann mich kaum erinnern, jemals so eine Adrenalinexplosion erlitten zu haben, nicht bei meinem ersten Bergsteigeversuch auf 6500 m Hoehe an der Wand haengend, nicht beim ersten Tauchgang am Barriereriff, als mir ein Rudel Haie amuesiert nachschaute. Allenfalls mithalten kann da hoechstens mein Elefantenritt in Nepal, als mein Dickhaeuter nach einem Nashornangriff durchging und und mit 3 Mexikanern und mir durch den Busch gallopierte. Ueberhaupt faengt ploetzlich an, mein Leben an mir vorrueber zu ziehen. Die Strasse wird sechsspurig - drei in jede Richtung. Unsere drei haben Stillstand, ratet mal was mein Chauffeur macht??! Ich schliesse die Augen. Alles hat mal ein Ende und Gottseidank nicht meins. Als ich an der Khaosan Road mich von Mister Kamikaze verabschiede, moechte ich nach dem Absteigen am liebsten den Boden kuessen, stuerze mich aber ins Getuemmel und loesche meinen Durst. Wird langsam Zeit hier rauszukommen aus Bangkok, hier wird zum Halloweenfest aufger! uestet und ueberhaupt geht mir diese Krawallmeile bereits sehr auf den Senkel und sehne mich nach den Strassen die ins Unbekannte fuehren. So. was sonst?! Achja, der Monsoon hat sich am Tag meiner Ankunft verabschiedet und ich jetzt auch,
bis denn
Andi

2. Email

Was hat der Berg "Fitz Roy" in den argentinischen Anden, das Weinfest in Klingenberg am Main und der Angor Wat Tempel in Kambodscha gemeinsam?


 

Hallo,

endlich "on the road"! Dem verkehrstechnisch ueberfuellten Bangkok entomme ich erst mal mit der Eisenbahn. Das gestaltet sich ziemlich problemlos. Der erste Zug war noch ueberfuellt, doch im nechsten war fuer mein Radl und mich zusammengequetscht noch Platz in der hintersten Ecke und ich erreiche noch in der Dunkelheit ein nordoestlich Bangkoks liegendes Staedtchen. Am naechsten Morgen schwinge ich mich abenteuerlustig auf den Ledersattel meines treuen Drahtesels und gib ihm die Sporen "Let' s go East!" Endlich beginnt das eigentliche Reisen mit Strassenstaub schlucken und abendliche Suche nach einer Bleibe und die Speisekarten nicht mehr lesen koennen und so weiter. Die Sonne brennt mir auf den Pelz, doch erreiche ich auf hervoragendem Asphalt nach zwei Tagen die Grenzstadt Aranya Prathet. Ich beschliesse, erst am naechsten Tag nach Kambodscha einzureisen und verbringe den Rest des Tages in dem quirligen Treiben eines asiatischen Grenzueberganges. Ein riesiger Markt mit uebgerquellendem Warenangebot, meist Billigkram aus China, zieht meine Neugier an. Haendler, Schieber und  Schmuggler geben sich hier die Klinke oder eher Bares in die Hand.


  

Am naechsten Morgen dann die Grenzformalitaeten. Ich zahle 22 USD Cash fuer das Visa. Genau zwischen dem Thai- Ausreiseposten und dem kambodschanischen Einreiseschlagbaum macht sich ein Spielkasino breit! Neureiche Schieberbonzen waschen wohl so ihren Ueberschuss?

Die Grenze teilt die Gegend hier aber auch in zwei Lebenswelten zwischen Thailand und Kambodscha. Krasser habe ich es so noch nirgends erlebt (Naja, vielleicht zw. Chile und Bolivien) Der Grenzort Poipet macht nicht gerade einen einladenden Eindruck. Halbzerfallene Steinhaeuser, Bretterbuden, Chaos und ein total desolater Strassenzustand. Nun denn, bin hier ja nicht zum Spass. Zuerst denke ich noch, ich bewege mich auf einer Strassenbaustelle, doch wird mir nach vielen weiteren km zur Gewissheit - die Strasse ist so und bleibt so! Ich denke an die Zeilen eines Reiseberichts einer Radlerkollegin:


Radeln in Kambodscha - eines der letzten Abenteuer Asiens!

Ein Seemannslied pfeifend, schaukle ich den Rest des Tages, wie ein Fischerboot auf hoher See, dem Ort Sisophon entgegen.

Wenn es eine Umschreibung fuer Kambodscha gaebe, sie waere "Land des Laechelns" ! Dies und jenseits des Wegesrand blicke ich stets in ehrliche, liebevoll laechelnde Menschen die mir aufmunternd zuwinken. Auf dem Lande wohnen die meisten , wie annodazumal, in Pfahlbauten entlang der Strasse. Dahinter weite, knallgruene Reisfelder und immer wieder Tuempel und Seen in denen alles moegliche rausgefischt wird mit Netzen,Spiessen oder der blossen Haenden. Eigentlich sind mehr Kambodschaner im Wasser als ausserhalb, sind richtige Amphibien. In bluetenweissen Hemden kommt mir eine Schar Schueler auf der superverstaubten Piste auf ihren Raedern froehlich winkend entgegen. Kambodscha macht mir bereits riesig Spass!

Irgendwann rolle ich ploetzlich auf Asphalt. Und Pfahlbauten wechseln zu Luxushotelpalaesten - ich erreiche Siem Reap. Wie Phoenix aus der Asche wucherte dieser Ort am Rande Kambodschas groesster Attraktion - den Tempelanlagen von Angor Wat. Hier mitten im Dschungel, zeugen zahlreiche, gewaltige Tempel, von der grossen Epoche des Khmerreiches, die gut 1200 Jahre zurueckliegt. Maiskolbenfoermige Sandsteintuerme und Pyramiden ragen in dem Himmel - ein atemberaubender Anblick. Drei Tage erkunde ich die weit verstreuten Tempel mit ihren interessanten Reliefs, die wahrlich mehr erzaehlen als Worte, einer versunkenen Hochkultur. In Siem Reap treffe ich auch Bea und Willi. Die zwei habe ich mal in einem Dorf in den argentinischen Anden am Fitz Roy, kennengelernt. Spaeter haben sie mich mal in der Heimat aufs Klingenberger Weinfest eingeladen und abgefuellt. Dieses Wiedersehen gilt es natuerlich zu feiern und wir probieren die Coctails in der "Angor What ?" Bar in Siem Reap rauf und runter.

Doch bin ich froh nach ein paar Tagen wieder die rauhe Strasse zu spueren. Das Leben im touristisch zu gut versorgten Siem Reap wurde langsam ungesund. Die Strasse blieb zu meiner Freude asphaltiert. Trotz drueckender Hitze radelte ich meist +/- 90 km am Tag. Da ich frueh aufbrach und bereits am fruehen Nachmittag mich in Provinznester niederliess hatte ich so noch immer genuegend Zeit den Rest des Tages in den Maerkten herumzustoebern. Hier ist Leben. Wer sowas in Asien nicht kennt, dem mag es etwas chaotisch erscheinen, vor allem wenn er sieht was hier so alles verzehrt wird. Zum Beispiel haben sie hier grosse, haarige Spinnen zum Fressen gern. Meine werte Schwaegerin wuerde Luftspruenge zum Mond machen, wenn sie ihr das gleiche Tablett wie mir ihr unter die Nase gehalten haetten. Kurz vor der Hauptstadt Pnomh Phenn entleeren sich mit unglaublicher Gewalt die dicken, Monsoonwolken und verwandeln in Kuerze alles in einen weiten See. Wenn da die Baeume nicht waehren, wuesste ich nicht wo die Strasse geblieben ist. Doch so schnell der Wasserfall kam, so schnell entschwand er und dampfend in der Hitze rolle ich in die Hauptstadt am Mekong. Zur Ueberraschung, eine wahrlich angenehme Metropole. Keine Hochhaeuser, doch noch viel Flair von alten kolonialen Bauten. Kaum Vorstellbar, dass die Metropole vor nicht all zu langer Zeit quasi zwangsgeraeumt wurde von den Schergen Pol Pots.Ueberhaupt werde ich hier mit den sehr dunklen Seiten der kambodschanischen Geschichte vor allem aus der zweiten Haelfte der 70er konfrontiert. Ich besuche das beruechtigte Gefaengnis S 21 in dem Tausende Andersdenkende, Frauen und Kinder bestialisch abgeschlachtet wurden und die Killing Fields, die Massengraeber ausserhalb der Stadt. Auch hier eine kleine Backpackermeile, doch diesmal eine sehr angenehme. Gaestehaeuser schmiegen sich mit urgemuetlichen Holzterassen einem See entlang, mitten in der Stadt. Jetzt mach ich mich auf Richtung Meer im Suedwesten und dann nach Vietnam.

Bye

  

Lecker fritierte Vogelspinnen zum Frühstück?! Oder warten bis Frischfleisch kommt?!

Andi

3. Email

Hallo Zusammen

Nachdem ich die Anfaenge des "Wasserfestes" (ein wichtiges mehrtaegiges Ereignis in Kambodscha) mit viel Remmidemmi und Drachenbootrennen am Tonle Sap River in Phnom Penh miterleben durfte, mache ich mich auf nach Suedsuedwest. Nach zwei Tagen erreiche ich das wunderschoen an einem Fluss gelegene Kampot. Netter Ausgangspunkt zu Kuestenorten und dem Bokor Nationalpark, ein Dschungelbewachsenes Gebirge und Rueckzugsgebiet fuer, u. a. ein paar Tiger, Leoparden und Baeren. Panzernashoerner sind leider hier mittlerweile ausgestorben, doch nach meiner unliebsamen Begegnung im nepalesischen Dschungel mit miesgelauntem Nashornbullen ein Grund mehr mal wieder auf Safari zu gehen. Fuer den Folgetag buche ich also eine 10 $ Tour mit Allrad Pickup in den Dschungel. 10 Traveller aus aller Herren Laender verteilen sich dann Morgens in und auf dem Pick Up. Was fuer alle hier ein Aktivposten der Reise ist, ist' s fuer mich eher der "Ruhetag" - kein Fahrradsattel unterm A....  und einfach den Dingen in froher Erwartung entgegenschauen die da kommen. Als erstes kommt beim Aufstieg in die Serpentinen ein heftiger Monsoonplatzregen. Auch wenn ich der Abteilung angehoere, die auf der Ladeflaeche platznahm, lasse ich mir meine Laune nicht verderben. Oben ein weites, lichtes Hochplateau mit einem richtigen Geisterdorf. Durch Rotalgen verfaerbte, fensterlose und leere Gebaeude zeugen von den Glanzzeiten franzoesischer Kolonialzeit hier oben im angenehmen, kuehleren Klima. Ein Kasino, Hotel, Unterkuenfte, selbst eine Kirche ragen in gut 1000 m Hoehe ueber den Kambodschanischen Dschungel. Dazu ein herrlicher Blick auf den Golf von Thailand (der Monsoon macht mittlereile wieder der Sonne Platz). Es folgt der Dschungeltrek. Der Fahrer setzt uns an einem Pfad ab, dem wir einfach folgen sollen. Am unteren Ende (ca. 1 Std.) will er auf uns warten. Alle stehen rum und schauen hilf - und ratlos in den Busch. Ich muss mal dringend und maschiere los. Alles trottet hinter mir her und aufgereiht wie eine Perlenkette ziehen wir durch den Busch. "Was ist mit den Tigern?" stammelt eine Britin hinter mir. "Die greifen immer von hinten an, meistens das letzte Tier einer Herde!" erklaere ich. Alles legt einen Gang zu und zieht unauffaellig an mir vorbei bis ich ploetzlich Letzter bin. Erleichtert pinkel ich im Gestruepp. Anschliessend werden wir noch zu Wasserfaellen kutschiert. Jauchzend springe ich  in die Fluten und dusche unter tosenden Wassermassen. Zur Abrundung schippern wir zum Sonnenuntergang auf dem Fluss zurueck nach Kampot. Allerdings war Sonne wegen schwazer Wolken nicht mehr auszumachen und schon entlaed sich der Monsoon wieder mit Urgewalt." Ist euer Boot gesunken?" fragt mich eine Schweizerin zurueck im Guesthouse.

Ich radle weiter nach Kep, einem bezaubernden Fischerdoerfchen. Endlich bin ich an der Kueste. Ein Boot bringt mich fuer einen Dollar nach "Rabbit Island", draussen auf dem Meer. Schon von der Ferne sehe ich das, was ich mir als ein Paradies vorstelle. Ein Strand, umsaeumt von Kokospalmen, ein paar Huetten aus deren  getrockneten Blaettern und Bier aus Kuehlboxen. Davor ein mildtemperiertes, tuerkisfarbendes Meer - wahrlich ein Platz zum Sterben.

Die letzten Kilometer zur Grenze nach Vietnam lege ich mit Wehmut zurueck. Kambodscha hat mich ueberrascht. Auch die Reisfeldergebiete Zentralkambodschas, die im Reisefuehrer als wenig abwechslungsreich beschrieben sind (sowas kann auch nur von im Bus sitzenden, vor sich hindaemmernden Rucksackautoren stammen) , beherzten mich mit knallgruener Ueppigkeit und vielen Bekanntschaften. "Same, same - but different!" ist ein beliebter Spruch der Thais. Eigentlich haue ich lieber etwas mit zwinkernden Auge in die Pfanne, als zu viel Verklaerung und Pathos, doch haben mich die Menschen hier so "weichgekocht" mit ihrer unaufdringlichen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft und natuerlich ihrem liebevollen Laecheln, dass ich schweren Herzens Abschied nehme und mich ins Abenteuer Vietnam stuerze.

Erste Bilanz nach Grenzuebertritt. Es ist mehr los auf den Strassen. Die Leute sind motorisierter. Die Menschen eine Spur forscher. Naja, immerhin haben sie in den letzten Jahrzehnten in Kriegen Kambodscha aber auch die Supermacht USA besiegt. Statt Bambus und Palmblaetter ist hier Wellblech das Hauptbaumaterial. Trotzdem, auch hier ist' s ig und die Menschen hier neugierig auf mich, wie ich auf sie. jetzt folge ich der Hauptschlagader Suedostasiens, dem Mekong, bis ins Delta. Mal schaun was kommt
Adios
Andi

4. Email

Good Morning Vietnaaaaaam !!!!!

Hallo,

Es ist 5 Uhr Morgens in Can Tho, einer Stadt mitten im Mekongdelta. Hab mir fuer den heutigen Tag ein Boot  gemietet um den verzweigten Mekong mit seinen unzaehligen Wasserwegen zu erkunden. Um 5 Uhr morgens haemmert mich mein Steuermann (es ist 'ne  zierliche Frau um die 50) aus meinen Hotelbettfedern. Als ob ich betrunken waere, nimmt sie mich an die Hand und fuehrt mich zu ihrem Boetchen, ausgeestattet mit 2 Taktaussenborder mit langer Welle zur Schraube und schmale Paddel. Tolle Stimmung am breiten Strom als die Sonne feurigrot emporsteigt. Und was ist hier nicht schon los zu frueher Stund. Reges Handeln und Feilschen, von Boot zu Boot, auf den "Schwimmenden Maerkten". Wir schippern durch schmale Seitenarme entlang an Pfahlbauten, dann wieder durch verschwenderisch ueppige Vegetation und Mangrovensuempfen. Doch Alles im Allen geht es gemaechlich zu im Delta.

 

Ich radle in die City Saigons. Welch ein Horror auf den Strassen. Trilliarden von Motobikes und Rollern schwaermen durch die Strassen ohne ersichtliche Ordnung. Solange Du mit dem Strom schwimmst, ist es noch ertraeglich. Doch wehe Du musst linksabbiegen.... Auch hier die uebliche Backpackermeile, im Volksmund hier: Westernstreet. Ausser dem ueblichen Schnickschnack wie Postkarten, Feuerzeuge etc. balancieren hier fliegende Haendler 1,5 m hoch gestapelte Raubkopien von Buechern an den Tischen von Reisenden. Mit Ric, einem Franzosen mit dem ich ein Tisch an einem Strassenrestaurant teile, machen wir eine Art Haendlerroulette, Wir setzen kleine Betraege auf den naechsten Verkaeufer, die mit hoher Schlagzahl unseren Tisch frequentieren.  Ob Maennlich oder Weiblich; Buecher oder Feuerzeuge - Blink u.Leuchtarmbaender - Postkarten oder Rosen. Fuer Kleinkind auf dem Arm  (welches hier zur Verkaufsfoerderung eingesetz wird), gibts ein Extrabonus.Hier gibts einfach wieder von allem zu viel. Damit unser Zynismus wenigstens etwas Gutes hat, landen unsere "Wetteinnahmen" in die Donationsbox einer Pagode. Doch sollte man doch irgendwie die Haendleranzahl regulieren, denn schoen ist,s fuer keinen. Den armen Haendlern koennen ihre Hoffnungen und Erwartungen nicht erfuellt werden. Was hier angeboten wird, koennen auch nicht hundert mal soviel Touristen kaufen. Und irgendwann wird auch der wohlwollendste Traveller der Angebote ueberdruessig und genervt, weil er nur noch No - nickend seinen Abend verbringt.

Ein Abstecher zu den Tunneln von Cuchi gibt einen Einblick, wie raffiniert die Vietkongs den Amys das Leben hier zur Hoelle machten waehrend des Krieges. Sie krabbelten in engen Tunneln, zw. 3 und 10 Meter unter dem Erdboden mit einer Gesamtlaenge von ueber 200 km (!), killten Amys und waren, im wahrsten Sinne des Wortes, danach wie vom Erdboden verschluckt. Danach abscheuliche Zeugnisse des Krieges im Kriegsmuseum die einen sehr, sehr dunklen Schatten werfen auf Nixons und Kissingers Aussenpolitik und Mc Namaras Strategien. Die Verlierer waren hier, wie immer, das Volk
Stadt auswaerts nehme ich erst ein Stueck Bus als das Leben. Die Straende von Muine. Kokospalmen, weiter Strand. Hier bekomme ich fuer wenig Geld ein huebsches Bambushaeuschen direkt am Strand. Die Strecke nordwaerts verlaeuft oft entlang der Kueste. Sehr intressant auch bei Nacht. Hunderte von kleinen Bottichbooten mit Neonlampen an Autobatterien tauchen weite Teile der Kuesste in unwirkliches Licht. So lockt und faengt man hier Tintenfische. Aus den Reisfeldern stets winkende Haende der Baeuerinnen mit ihren Strohhueten. Je weiter ich mich Zentralvietnam naehere, desto mehr Regen.

130 km hatte ich bereits in den Knochen, trotz Gegenwind, dann wird es stuermisch, dazu gesellt sich noch ein Wolkenbruch, als Sahnehaeubchen wird es noch Dunkel und das i - Tuepfelchen ist noch - kein Ort in Sicht. Das sind Momente, wo ich grad mit dem Rauchen wieder anfangen koennte und mein Rad einbetonieren (nach Zigarettenaufgabe fing ich seinerzeit mit dem Radeln an) Vor mir rumpelt ein Van auf den Strandstreifen und zwei strahlende junge Maenner huepfen raus und verladen mein Kram. Vung, ein Reise-Guide mit sehr gutem Deutsch und sein Fahrer bieten mir ein Lift nach Na Thrang, wo sie am naechsten Tag eine deutsche Reisegruppe uebernehmen. Mit ein paar weiteren Jungs aus der Touristenfahrerszene habe ich ein wahrlich unterhaltsamen, feuchtfroehlichen Abend in einem lokalem Fischrestaurant. Es giesst den ganzen Tag aus Eimern. Dieser Teil Vietnam wird noch laenger, mehr oder weniger heftig, von Monsoon und Taifunen heimgesucht....waehrend ich das grad hier tippe, faengt draussen an die Welt unterzugehen. Was da jetzt vom Himmel kommt hab ich noch nicht erlebt. Die Strasse ist ein Fluss!  Hier kommt bereits Wasser rein

Bye

Andi

5. Email

Gibt es Parallelen zu Rex Gildo und Reiseradeln in Indochina ?

Und kennt jemand die Hauptstadt von Laos?

Hallo Allerseits!

Meine letzte Nachricht konnte ich grad noch vom Zentralvietnamesischen Badeort Na Thrang versenden, bevor das Cafe Hals ueber Kopf dichtgemacht wurde. Als ich heraustrete, stehe ich bis zu den Knien im Wasser. Na Thrang gleicht Venedig - nur ohne Bruecken. Ich sage mir, das reicht! Noch am gleichen Tag nehme ich einen Nachtbus, der mich am Morgengrauen in einem beschaulichenn Ort namens Hoi An ausspuckt. Der Himmel ist heiter wie meine aufkommende Stimmung. Malerisch schmiegen sich ockergelbe Haeuschen mit franzoesisches Flair, garniert mit kleinen chinesischen Pagoden an einem Fluss mit Zugang zum Meer. Bunte Laeden chinesischer Haendler wechseln sich ab mit urgemuetlichen Cafes.

Von hier radle ich tagsdrauf weiter entlang der Kueste, vorbei an der grossen Hafenstadt Da Nang, hoch auf den "Wolkenpass". Atemberaubender Blick, trotz Waschkuechenwetter, auf wilde Kuestenlandschaft und dem aufgewuehlten Ozean. Am Fusse des Passes auf der anderen Seite ein, irgendwie schottisch oder skandinavisch wirkendes, Fischerdorf. Als ich sogar ein Hotel entdecke, beschliesse ich zu bleiben. Ling, die junge Chefin mit kleinem Sohn sucht offenbar einen Nachfolger fuer ihren zum Teufel gejagten Ex und war sehr bemueht, mir den Aufenthalt zu angenehm zu machen. "You like Massage?!"

Ich folge der Nat. Strasse 1 weiter nach Norden bis Dong Ha, eine schmuddelige, kuestennahe Stadt, eine, in die Selbst Rucksackreisende kaum stranden und in der Du angeschaut wirst, wie vielleicht ein Chinese, der vor 30 Jahren durch ein hinteroberbayerisches Kaff maschierte. Nur etwas faengt an, mir in den letzten Tagen in den Ohren zu schmerzen. Hello. Von Morgens bis Abends ob auf dem Rad oder zu Fuss schallt Dir ewig und Millionen mal dieses Hello entgegen. Natuerlich kann man nicht Boese auf die Absender sein die das so origenell halten wie, wenn man bei uns einen Chinesen Nihau zurufen wuerde und sich sicher waere, ihm wuerde die Geste erfreuen. Na jedenfalls ist bei mir der Zeitpunkt gekommen wo mir das Wort in den Ohren wehtut und mir ploetzlich dieser Rex Gildo in den Sinn kommt, der an den ewigen Hossa Zurufen zerbrach. Nein, ich werde deswegen nicht betrunken vom Balkom stuerzen -. wenn dann nur betrinken! Sie sollen einfach nur ihr vietnamesisches Hallo rufen, das reicht mir.Nun denn, ich bin jetzt in Schmuddeltown Dong Ha. An einer Kreuzung rosten hinter einem Muellberg ein paar Amipanzer vor sich hin. Und doch sind solche schlammigen Antihighlight Orte diejenigen, die ich so anziehend und interessant finde. Hier schwenke ich am naechsten Morgen bei uebelsten Schmuddelwetter um, auf die Nationalstrasse 9 Richtung Laos. Lange und gemaechliche Anstiege entfuehren mich in ein Vietnam, wie ich es noch nicht kannte. Die bewaldeten Hochregionen mit ihren Bergstaemmen in der die Menschen, wie ich es aus Kambodscha noch kannte, in einfachen Pfahlbauten leben. Kinder spielen nackt am Strassenrand. Hier rufen die Alten auch nicht mehr Hello, sondern irgendwas, was wie EY klingt, zischend wie der Zuruf einer Berliner Eckkneipe, wenn die Bedienung das leere Glas uebersieht. Die Strasse steigt weiter an und ich erreiche ein wolkenverhangenes, windiges Hochplateau. Einst ein Schauplatz des blutigsten Gemetzels im Vietnamkrieg - oder eher "Amerikanischer Krieg" wie in hier die Vietnamesen natuerlich bezeichnen. Hier griffen eines Morgens 40.000 Soldaten der Nordvietn. Armee eine der wichtigste Stellungen der Amis an. Es entwickelte sich daraus eines der verlustreichendes Geballer des ganzen irrsinnigen Krieges. Hier war die wahre Apokalypse Now. Die ganze Region glich danach einer Mondlandschaft, nachdem amerikanische Flieger die Gegend einbombadierten und flaechendeckend entlaubten. Erst seit einiger Zeit kaschiert das Gruen einiger Kaffee und Tabakplantagen die Spuren der Vergangenheit. An einem Zollposten (noch nicht Grenze)  versuche ich grad meine destrastoes arbeitende Gangschaltung neu zu justieren, als mir von hinten ein Zoellner auf die Schultern tatscht und mir Hamham gestikulierend andeutet. An einem langen Tisch in einer Art Garage sitzt eine Zehnerschaft Zoellner, teils uniformiert, teils mit blanken Oberkoerper, doch allesamt angeheitert und neugierig auf mich. Ich muss Platz nehmen und trotz enormster Verstaendigungsschwierigkeiten geht das Kreuzverhoer los. Dabei wird mir stets mein Teller mit allenmoeglichen Fleischgerichten, Sauerspinat und Reis vollgeschaufelt. Dazu jede Menge Mekongwhisky aus einer grossen Plastikpulle. Ich schaue gar nicht genau hin was darin rumschwimmt. Ohne Quatsch: oft werden Schlangen und Skorpione eingelegt. Ein Zoellner faengt an aufzumalen, was fuer Fleischsorten das sind, die ich (aus Hoeflichkeit) verzehre. Hilfeeee, will ich gar nicht wissen !!! Es entwickelt sich "ne Art Montagsmalerspiel. Hund, Katze, Maus? Ein Schaf mit gebrochenen Beinen??! Falsch, Schildkroete. Im Dunkeln erreiche ich das Grenzdorf Lao Bao. Fast unwirklich erscheint ein brandneuer staatlicher Hotelkomplex mit Restaurant und Bar in diesem verlodderten und verregnetem Ort. Ich goenne mir fuer 10 $ ein pikobellosauberes und auch fuer unsere Verhaeltnisse nobelst ausgestattes Zimmer mit Minibar, TV Badezimmer fuer den letzten Abend und dieser unwirtlichen Gegend. Da ich der einzige Gast bin, sorgen etwa 40-50 Mitarbeiter fuer mein Wohl.

Am naechsten Morgen Laos, mein 4. Land auf meinem Indochina-Rundtrip. Alles ist wieder etwas anders. Laos ist viel duenner besiedelt, waldiger. Aehnlich oder noch mehr als in Kambodscha leben die Menschen teils wie annodazumal in ihren Doefern in Pfahlbauten .

 

Radeln macht Spass - trotz Anstrengungen - im wunderschönen Laos!

Sabbaideee schallt es mir von ueberall am Wegesrand entgegen. Das heisst Hallo. Auf Anhieb fuehle ich mich in diesem Land wohl. Die Menschen sind unglaublich relaxed und herzlich. Am Abend lande ich in einem Dorf und weil keine Unterkunft vorhanden ist, ueberlasst man mir ein schnuckeliges leeres Holzhaus. Da ich am fruehen Morgen nichts entdecke, was meinen Gaumen anspricht radle ich nuechtern los und entdecke eine Stunde spaeter ein ueberasschend solide und freundlich wirkendes Guesthouse & Restaurant am Strassenrand, mitten im Nirgendwo. Die zierliche Laotin fragt mich auf Deutsch (!) ob ich Kaffee, Broetchen mit Marmelade und Spiegeleier mit selbstgemachtem Schinken moechte. Unter normalen Umstaenden muesste ich ihr jetzt eine schiessen, mit sowas macht man keine unverfrorenen Spaesse bis mir schon der herueberwehende Duft aus der Kueche mich ueberzeugt: Das meint die im Ernst! Zusammen mit Jupp aus Fulda hat Khan, die selbst lange Zeit in Deutschland verbrachte und auf einer Raststaette arbeitete  hier ihren Zukunftstraum erfuellt und erschufen hier mitten in der Wallapampa ein kleines Paradies. Superausgestattete Blockhuetten, ein kuenstlicher See mit Insel und Pavillon und eben selbstgemachten Schinken werden in Zukunft noch haeufiger vorbeiziehende Traveller begluecken. Am Abend erreiche ich die zweitgroesste Stadt Savannaketh. Genaugenommen wirkt sie eher wie ein Dorf. Hier ist einfach alles eine Stufe ruhiger, das ist Laos.  Ich bin wieder am Mekong, den ich nordwaerts folge und erreiche Tage spaeter das groesste Dorf Laos - Vientiane - die "Hauptstadt" des Landes. Im Ernst: das ist die wohl ruhigste und gemaechlichste Hauptstadt die ich bisher auf unserem Planeten zu Gesicht bekam ...und ich war schon im mongolischen Ulan Bator!

Sabbaidee!

Verlasse Vintiane nordwaerts und erreiche bald huegelige Waldlandschaft. Nach 110 km auf und ab erreiche ich ein idyllisches Fischerdorf an einem großen See mit vielen versprenkelten Inselchen. Tagsdrauf komme ich in Vang Vieng an. Oh welch paradiesisches Plaetzchen zum Abhaengen! Ein beschaulicher Ort, angeschmiegt am Xong Fluss, an dessen gegenüueberliegenden Seite sich bizarre Karstfelsen tuermen – ganz wie in chinesischen Tuschezeichnungen. Was die Laoten hauptsaechlich von Voetnamesen unterscheidet, ist wie sie ihren Tag gestalten. Waehrend die Vietnamesen rund um die Uhr geschaeftigt sind, machen die Laoten eher das, was notwendig ist zu ihren Lebensunterhalt (das ist schon hart genug) und verbringen die andere Zeit damit, angenehm zu leben. Vorsorgende Taetigkeiten haben nicht die Bedeutung wie bei uns. Sie pflegen Kontakte zu Freunden, sie beniessen das Leben.. Und sie sind auch bemueht, wibbeligen Westlern ein wenig ihrer Gelassenheit zukommen zu lassen. So druecken sie Dir ein LKW Schlauch in die Hand, karren dich in einem Tuktuk ein paar Km die Strasse stromaufwärts, damit du gemaechlich dich in dem Schlauch zurueck treiben lassen kannst.damit du kein Durst leidest, wirst du hier und da mit einer Bambusstange ans Ufer gefischt und bekommst ein kaltes Bier zwischen die Schenkel gesteckt. Dann gibt’s ein Stups und du laesst die malerische Bergkulisse weiter an dir vorrueberziehen. Das ganze nennt man „Tubing“ - I love it! Wenn mich nicht kurz vor Vangvieng Strommschnellen durchruckelten und mich fast aus meinem Schlauch befoerderten, waere ich in meinem seeligen Daemmerzustand wohl irgendwann ins offene Meer hinausgetrieben worden – auf Nimmerwiedersehen mit 'ner leeren Buechse Bier in der skelettierten Hand.

Ich folge weiter der Nationalstrasse 13 nach Norden. Mein Anfangs relativ leichter Indochinatrip gestaltet sich jetzt doch allmaehlich zur Herausforderung. Die Anstiege werden immer laenger und hoeher. Zum Ausgleich werde ich mit atemberaubenden Landschaftspanoramen belohnt. Bei Uebernachtungen in den kleinen Bergdoerfern benoetige ich erstmals wirklich meinen warmen Schlafsack, wenn ich auf einfachen Strohbetten naechtige.

„Am25. Juli erreiche ich Luang Prabang, eine entzueckende kleine Stadt, nicht groesser als eine Quadratmeile und mit nicht mehr als 7000 oder 8000 Einwohnern. Die Lage des ortes ist aussergewoehnlich schön. Die Berge, im Norden und im Sueden, saeumen den Mekong und formen eine Art rundes Tal oder Amphietheater (.......) ein kleines Paradies!

Die schwaermenden Worte des ersten westlichen Besuchers (18hundertnochwas), des Forschers Henry Mouhot, der auch auf die Angkor Wat Tempel stiess, beschreiben am Besten auch meinen Eindruck dieses wahrlich paradiesischen Ortes zum Sterben. Mouhon liegt hier auch irgendwo vergraben.
Inmitten des Ortes ragt ein Huegel auf. Hunderte Stufen fuehren zu einem bezaubernden Aussichtpunkt zum Sonnenuntergang und heute auch gleichzeitig aufsteigender Vollmond. Der Ausblick auf den jetzt rosa dahintreibenden Mekong versetzen mich in leichte melancholische Stimmung. Die Stufen hinab in die rasch einsetzende Dunkelheit huepfe ich mit dem Vorsatz, fuer den Abend mir Gesellschaft fuer ein paar Lao-Biere zu suchen. Am Rande des mehrere Hundert Meter langen Nachtmarktes mit seinem ueberquellenden Angebot hiesiger Handwerkskunst, reihen sich unzaehlige kleine Garkuechen. Aeusserst beliebt sowohl bei Travellern wie Einheimischen. Fuer grade mal 5000 Kip (halber US$) darfst du dir aus reichhaltigem Angebot von Leckereien den Teller vollhauhen was draufpasst. Ich ergattere ein Stuhl vor einer alleinsitzenden Rucksacktouristin. Zum Essen nehme ich eine große Flasche Bier und biete ihr die Haelfte an, da die Pulle fuer mich allein zuviel waere (glatt gelogen von mir) und schon entwickelt sich ein munteres Gespraech in dem nach und nach ein Wurzelbaertiger aelterer Aussteiger-brite samt laotischer Frau und eine schuechterne Japanerin einsteigen. Nach dem essen geht’s zu einem Pub. Na Bitte, der Grundstein ist erfolgreich gelegt! Zu Spitzenzeiten waechst unser Tross bei gelegentlichen Pintenwechsel auf stattliche Dutzend Anhaenger. Am Fusse der Nacht waren wir alle ziemlich angeduedelt und selbst die Japanerin war kaum wiederzuerkennen und babbelte wie am Fliessband. Selbst als ich irgendwann zurueck in meine Unterkunft torkeln will, folgt mir ein versprenkelter Trupp in der Annahme, ich such ein weiteren Pub auf.

Luang Prabang war mein radlerisches Ziel und Ende – nach rund 2800 Km durch Indochina. Von hier schipper ich zwei Tage lang mit einem ueberdachten und motorisierten Langboot ueber dem Mekong zur Grenze nach Thailand. Als Alternative gibt es für Eilige auch Speedboote, die die Strecke an einem Tag schaffen. Doch als die erste „Rakete“ vorbeizischt (der Anblich der Boote mit seinen Insassen erinnern mich unweigerlich an den Film „Cool Running“ oder Stefan Raabs Wok-WM) – na jedenfalls nicht sehr vertrauenserweckend. Eine Untiefe oder Fels – und das wars. Ausserdem schlaengelt sich der Strom durch malerisch bewaldete Huegellandschaft, vorbei an Pfahldoerfern. Es gibt viel zu gucken an den Ufern. Mal Arbeitelefanten bei der Arbeit – und nahe der Grenze auch Schmuggler bei der Arbeit.
Jetzt bin ich hier, in Chiang Khong / Thailand und blicke noch oft von meinem gemuetlichen Gaestehausbalkon, ueber den Mekong, mit Wehmut rueber nach Laos auf der anderen Seite.
Welch herzliches und wunderschoenes Land von dem ich bis vor ein paar Wochen nichtmals namentlich die Haupstadt kannte. Werde jetzt mit dem Bus nach Bangkok fahren – der Kreis schliesst sich!

7. Email

Last Night in Bangkok

Von der 14. stuendigen Busfahrt von Chiang Khong nach Bangkok gibts natuerlich nichts Aussergewoehliches zu berichten, ausser wenn ich bei dem mitternaechtlichen Busstop an einer Megaraststaette mit unzaehligen Bussen, als ich etwas verschuett gegangen bin, vom aufmerksamen Busbegleiter nicht doch noch ausfindig gemacht worden waere. Das haette es dem Verlauf und die Dauer meiner Reise eine neue Wende geben koennen. Zurueck in Bangkok nutze ich die Zeit bis zum Rueckflug zum Shoppen und kleine Ausfluege durch die Megastadt. Dazu nutze ich die breite Auswahl der hiesigen Transportmoeglichkeiten von Mototaxi, Tuktuks, Kanalboote, Skytrains etc.....

....und da ich jetzt auch jede Minute hier nochmal auskosten moechte, hier darueber keine weiteren Ausfuehrungen mehr. Der Abend ist fuer mich Abschiedsparty

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.....doch zum Abschluss noch ein kleines Resuemee (schreibt man das so?)....

Diese Indochina - Rundreise war meine nunmehr 11. grosse Radreise und meine erste in diese Region: Suedost- Asien

Diese 4 Laender hier am Mekong (Thailand, Kambodscha, Vietnam, Laos) haben mich in vielerlei Hinsicht ueberrascht.

Man bezeichnet diese Region als Indochina. Wahrscheinlich wegen der Einfluesse beider grossen Laender in der Nachbarschaft. Doch sind grade die, fuer Reisenden negativen Einflusse, nicht hierher gelangt. Das ist das in vielen Teilen Indiens penetrante wortlose Anstarren oder Getuschel . Und das ist die von nicht wenigen Chinesen gezeigte Arroganz und herabwuedigende Behandlung zu Westlern.(Nat. nicht generell aber oft)

In allen Teilen rund um den Mekong schlug mir stets eine aufrichtige Herzlichkeit entgegen, die Du natuerlich wunderbar auf dem Sattel eines Radls, abseits jeglichen Lonelyplanetbackpacktrails, erfaehrst. Die Leute starren Dich nicht an, sondern sprechen dich an. Ihre Hoeflichkeit zeigen sie mit Worten und vielen kleinen Gesten. Und dann ihre sagenhafte Ruhe!

 Hier kannst Du Dich als ungeduldiger Westler ueber irgendwas ereifern, man begegnet Dir stets mit einem warmen, guetlichen Laecheln.

Hier mal ein paar Fakts zu SO -Asien

Selbst die 2-3 $ Absteigen ueberraschend penibel sauber. Meist Kachelboeden und in der Provinz werden nicht nur vor Privathaeusern, auch in Geschaeften die Schuhe ausgezogen!

Die Verkehrsdiziplin - nicht vorhanden.

Da ist es hier typisch asiatisch und in allen Laendern gleich. In Laos und Kambodscha wegen geringerem Motorierungsgrad ist ruhiger, doch in urbanen Regionen Vietnams oder Thailands kann's hoellisch auf den Strassen zugehen.Nervenstaerke und Radel-Erfahrung in asiat. Chaosstaedten ist  unbedingt angebracht. Mehr in Vietnam, da weniger Strassen und schmaler als in Thailand.

Hier mal die Hackordnung nach Stein-Schere-Papier-Brunnen Muster:

 

Trucks, Reisebusse und Regierungsfahrzeuge schlagen kleine PKWs, Pickups, Kleinlaster. Die schlagen Motorraeder, Motorrikschas. Die schlagen Mopeds. Die schlagen Fahrradrikschas, Fahrraeder. Alle schlagen Fussgaenger. Kuehe, Schweine, Huehner und Entenfamielien geniessen einen besonderen Schutz wenn sie ueber die Strasse spazieren.

Auch Typisch. Egal um welches Fahrzeug es sich handelt, selbst auf einem Lastmotorad (Moped mit Anhaenger) oder einem Pickup, wird eine Anzahl an Mensch und Material verladen, wofuer bei uns eine ganze Spedition nebst Reisebus beauftragt wuerde.

Ganz Indochina ist ein Essensparadies, egal ob auf der Strasse oder im Resaurant. Absolut vielseitig und schmackhaft und frisch. Nicht selten werden in Provinzrestaurants die Zutaten erst am Markt gekauft - nachdem Du bestellt hast! das Warten lohnt sich und es gibt eine sehr gute Auswahl verschiedener Biere.

 


 

So, das war's mal wieder! Morgen, Heiligabend gehts zurueck (schnief)

Vielleicht sieht man sich mal bald im neuen Jahr wieder live zu einem Drink ?!





3.  2003:  Nepal, Tibet, Indien (Rajasthan)

"Durch Schnee und Wüstensand”

Mit dem Mountainbike durch Nordindien, Nepal, Tibet und Rajasthan


Von Andreas Wever

veröffentlicht in Zeitungen

Welcome to India” flötet mir der Taxifahrer am Indira Gandhi Airport in Delhi um Mitternacht entgegen, als er freudig meine Gepäckstücke in den Kofferraum seines Ambassadors  wuchtet. Mein Bike ist offenbar beim Zwischenstopp in London hängen geblieben und soll mir nachgesandt werden. “You first time in India?” erkundigt sich mein Chauffeur als wir in die City brausen. “No, I’ ve been ten times here” lüg ich ihn an, versuche dabei lässig und weltmännisch zu wirken. Einfach in der Hoffnung, er lässt alle schmutzigen Tricks und bringt mich umgehend zu meinem Wunschhotel. Das tat er nicht. (Angeblich) außerstande es zu finden liefert er mich stattdessen in einem Touristoffice ab, geöffnet selbst (oder grade) Mitternachts, zum Beispiel für gestrandete Delhi- Neuankömmlinge. “Welcome to India” begrüßt mich das Personal und ist mir geschwind bei der Hotelvermittlung behilflich. “No Problem!“ (Eine oft gebrauchte indische Floskel. Doch unmittelbar nachdem diese Wörter ausgesprochen werden, fangen die Probleme eigentlich erst an) Das Telefonat mit meinem Wunschhotel ergibt, dass es belegt sei. Mit Sicherheit hab ich bereits den Manager der mir nun empfohlenen Unterkunft an der Strippe. Von Müdigkeit übermannt, gebe ich mich geschlagenen und steige in dem empfohlenen Hotel in der Nachbarschaft ab. So bekommt hier jeder was vom Kuchen ab: Das Hotel, das Tourist Office und der Taxifahrer. Zwei Tage später wird mir endlich mein Fahrradkarton frühmorgens ins Hotel zugestellt. Zeit hier endlich einen Abgang zu machen. Bei Präsentation der Rechnung schlägt meine Stimmung vollends um. Hab ich mich vor zwei Nächte zuvor irgendwie verhört? So ein Wucher für die Schmuddelbude?? Niemals! Zu allem Überfluss mischt sich nun auch noch die Belegschaft des Touristoffice in die lautstarke Debatte ein und wollen auch noch irgendwas. In dem Durcheinander schwing ich über die Theke, schnapp mir das Registrationsbuch und erkämpfe mir, wie ein American Footballer, damit den Weg ins Freie. Sieh an! Es offenbart mir Rechnungen, die um ein Zehntel unter des bei mir Verlangten liegen! Als ich das Buch zurück in die Menge werfe, erscheint ein Engel in Gestalt eines stämmigen Sikh mit seiner Motorrikscha. Geschwind schieben wir den Bikekarton hinten quer hinein, die restlichen Packtaschen werden dazwischen gequetscht und auf dem Schoß des Fahrer sitzend entfliehe ich dem hiesigen Getümmmel  ins Travellerviertel am Main Bazaar im Bahnhofsviertel Parganj.  Ein paar Streifzüge durch Old Delhi, mit seinem chaotischem Verkehr, festigen in mir die Einsicht, mit dem Rad NICHT von Delhi aus zu starten.

Wegen günstiger  Erreichbarkeit fällt meine Entscheidung auf Dehra Dun, Hauptstadt des nördlichen Bundesstaat Uttaranchal, als Ausgangsposition und am nächsten Morgen besteige ich einen gut gefüllten Bus. Mein Sitznachbar aus Bombay fasst schnell Vertrauen und überlässt mir bei Toilettenpausen die Aufsicht für die Asche seiner Mutter in einer Plastiktüte.

Grade mal 250 km nordöstlich von Delhi, erheben sich die Bergprovinzen Kumaon und Garhwal, die zusammen den neu gegründeten Bundesstaat Uttaranchal bilden, von den fruchtbaren Tiefebenen. Im Norden bilden gewaltige, schneebedeckte Gebirgszüge die Grenze zu Tibet, die sich im östlichen Nepal fortsetzen. Meine erste Tagesetappe schließe ich nach 60 km in Rishikesh ab. Dieser bunte Zusammenschluss mehrerer kleiner Dörfer war seit eh und je Raststation für Sadhus und Sannyasins auf ihren langen, beschwerlichen Pilgerweg in die Abgeschiedenheit des Hohen Himalayas. Eingebettet zwischen dicht bewaldeten Berghängen liegt der Ort entlang des noch jungen Ganges, der hier kraftvoll in die Nordindischen Tiefebenen donnert. Seit Jahrzehnten wurde Rishikeh auch zunehmend  Ziel für indische Pilger und Urlaubermassen, dazu zahllose, zivilisationsmüde Sinnsuchende aus dem Westen, die ihr Heil in einem der zahlreichen Ashrams zu Finden hoffen. Die Beatles brachten die Welt der Gurus und Yogis 1968 weltweit in aller Munde, nachdem sie drei Monate im Maharishi Mahesh verbrachten, bis sie unter anderem ihr Frühstücksei vermissten (Ringo Starr) und vorzeitig abreisten, jedoch dann das legendäre “White Album” aufnahmen. Heute wirkt Rishikesh ein wenig wie ein bunter Jahrmarkt der Erleuchtung. Ein Club Meditation. Gelehrt wird von Gurus, aber auch viele die sich dafür halten, unter anderem alle Formen von Yoga und Meditation. Gerngesehen sind natürlich zahlungskräftige Freizeitfreaks aus dem Westen.

Hier folge ich dem Lauf des Ganges stromaufwärts. Ein herrliches Gefühl von Abenteuerlust und Neugier befällt mich schon nach wenigen Kilometern in dieser bezaubernden Landschaft. Wie aus dem Dschungelbuch! Ohne Schwierigkeiten finde ich am Ende eines jeden Tages auch in kleinen Dörfern bescheidene, jedoch gemütliche Unterkünfte und verbringe gesellige Abende mit den freundlichen und neugierigen Bewohnern. Nach einigen sonnig heißen Tagen meldet sich der Monsoon kurz mit heftigen Regengüssen zurück, bis ich Almora erreiche. Dieser gemütliche Ort ,auf einem Bergrücken gelegen, bietet bei Sonnenuntergang wieder einen atemberaubenden Blick auf die rosa schimmernden Gipfel der Himalayas. Zwei israelische Mädels laden mich hier zu ihrem Neujahrsfest ein.

Schlechte Nachrichten aus Nepal ändern meine Pläne! Da die maoistischen Rebellen die Verhandlung mit der Regierung als gescheitert erklärten und nun in weiten Gebieten Ost und Westnepals wüten, radle ich statt über die Westgrenze weiter südwärts und erreiche am Abend, auf einer Höhe von knapp 2000 m gelegen, den spektakulären Kratersee Nainital. Mit seinen vielen Hotels, Restaurants und Souvenirläden und den ganzen Touristenrummel auf den Uferpromenaden, wirkt dieser Flecken etwas wie ein “Klein Gardasee.

Jedoch sehr hübsch und auf alle Fälle gute Speisekarten in den zahllosen Restaurants entlang des Ufers. Nach rasanter Abfahrt nehme ich Kurs auf den Eisenbahnhaltepunkt Barreilly. Die Hitze des Tages nimmt selbst in der Nacht kaum ab. Das gefällt den vielen Insekten in meiner Unterkunft. Eine willkommene Abwechslung beschert mir ein Schwätzchen mit einem vorzüglich Englisch sprechenden Männchen in einem Teehaus. Durch fingerdicke Brillengläser blinzelnd, berichtet er mir über Kontakte zu seiner verstorbenen Frau , worüber er auch gerade ein Buch verfasst. Netterweise war er mir auch beim Erwerb einer Zugfahrkarte behilflich und bald sitze ich in einem vollklimatisierten 1. Klasse Schlafwagen Richtung  Lucknow. Die auf und ab schwadronierenden Polizisten im Wagon entpuppen sich als Leibwache eines ehemaligen Ministers, dessen Sohn seine Neugier nicht bremsen kann und sich zu mir gesellt. Wir schwatzen über unsere Länder und dem Zweck meiner Reise, dann weiht mich der Student in die Hinduistischen Gottheiten ein. Der chaotische Verkehr Lucknows übertrifft selbst den von Delhi! Ein galaktisches Durcheinander herrscht auf den Strassen und besonders den Kreuzungen. Schrottreife Autos, Kühe, Menschen, zerbeulte Busse, Fahrradrikschas, Hunde und unzählige Motorroller suchen sich ihren Weg über den verpesteten und verstopften Asphalt. Nach zwei Tagen nehme ich den Bus ins weiter westlich gelegene Gorakhpur. Ab hier wage ich mich wieder auf mein Rad und steuere den nördlich gelegenen Grenzübergang Sonauli an. Die Nacht verbringe ich in einem der lieblosen, schäbigen Transithotels und überquere am darauf folgenden Morgen die Grenze nach Nepal. Nachdem mich mein Weg zuerst über die Ebenen des Terrai führt, folge ich dann dem Lauf des reißenden Trisuli durch enge Flußtäler und Schluchten. Erdrutsche rissen hier grade erst einige Fahrzeuge in die Fluten! Mehr schiebend als radelnd versuche ich an steckengebliebene Trucks und Bussen vorbei zu kommen. Bei Mugling wird das Flusstal breiter und die Strasse steigt an zu höher gelegenen Kathmanduvalley. Reichlich durchgeschwitzt erreiche ich die letzte Anhöhe und rolle rechtzeitig zur Kaffee und Kuchenzeit ins quirlige Kathmandu ein.

Meine Unterkunft beziehe ich, wie schon stets in vergangenen Jahren, im Travellerviertel Thamel. Wie ein Fremdkörper wirkt dieser Stadtteil in der Himalayametropole, erfüllt es doch zunehmend alle westlichen Bedürfnisse, wie z. Bsp mein Hunger auf Pizza und ein paar Bier nach all zu viel Daal Baat (Reis mit Linsenbrei) im Terrai. Hier treffe ich, wie erwartet, Jochen, einen alten Globetrottergefährten aus vergangenen Tagen. Zusammen sondieren wir die wieder erschwerten Möglichkeiten zu einer Tibeteinreise in Reisebüros, an Pinnwänden von Cafes und  bei anderen Globetrottern. Schnell wird uns klar, dass es keine andere Möglichkeit gibt, als eine Überlandfahrt in einer Gruppe. Kostenpunkt nicht unter 200 US$ pro Nase für eine 4 Tägige Überlandfahrt im Jeep nach Lhasa. Zudem werden unsere Einzelvisas storniert und bekommen stattdessen nur 21 Tage Gruppenvisum! Wir buchen und verbringen noch ein paar Tage in Nargakot, knapp 40 km außerhalb gelegen auf einem Bergrücken mit spektakulären Blick auf die Himalayas  im Norden und ins Valley im Süden. Leider zwingt mich Fieber, Schwäche und ein mysteriöser Ausschlag zurück nach Kathmandu. Nachdem ich einige Tage Saft und Kraftlos das Bett hüte und nichts anderes als Tee zu mir nehme, schleppe ich mich Abends, zur Happy Hour Stunde in eine Bar und gebe mir die Kante. Dies scheint in der Tat meine Lebensgeister wieder geweckt zu haben, fühle ich mich am kommenden Morgen doch deutlich frischer! Mit Julie, einer kalifornischen Radlerin ,entdeckt auf einer Pinnwand, finde ich eine weitere Mitstreiterin auf dem Weg nach Tibet. Nachdem auch Rita K (Name vom Autor verändert)aus Köln verabredungsgemäß mit dem Flieger eintrifft, sind wir nun zu viert. Die Gruppe steht! Noch ein Wiedersehen (nach ’ 98) bei Sonam, Nepals erstem Mountainbikechamp und ein Kurzcheck meines Rads und es kann losgehen. Nach nun mehr 12 Tagen Aufenthalt in Kathmandu und seiner Umgebung hängt mir dieser Ort ziemlich zum Hals raus und ich bin froh, als wir am kommenden Morgen in der Frühe mit weiteren Touristen endlich im Bus zur 130 km entfernten Grenze rollen!

Wir sind keine 40 km vom Grenzübergang entfernt, als sich unser Bus an einer steilen, unbefestigten Serpentinenstraße fest fährt. Zur Linken donnert in 50 m Tiefe der Bhote Koshi schäumend durch den Canyon. Der Fahrer würgt den Motor ab und wir rollen rückwärts! Wie ein Wilder pumpt er auf der Bremse - ohne Wirkung. Wir rollen immer schneller rückwärts die Straße herunter, verzweifelt versucht der Fahrer, über die Schulter schauend, die Kurven zu meistern. Soll hier bereits unser aller Ende sein? Schrumms, mit einer letzten Lenkbewegung lässt der Fahrer das Heck gegen eine Felswand donnern. Mein Sitz reißt aus der Verankerung und gemeinsam mit Jochen purzel ich nach hinten. Keiner der Insassen bleibt gänzlich ohne Blessuren und einer trug leider gar übelste Gesichtsverletzungen davon. Die Grenze erreichen wir in einem überfüllten Dorfbus. Hier an der “Freundschaftsbrücke” erfolgt dann die Zuteilung auf die chinesischen Jeeps. Außer uns vier, verteilen sich noch drei Schotten, zwei Brasilianerinnen, ein New Yorker und ein Japaner auf die drei bereitstehenden Landcruiser. Die Nacht verbringen wir im einige km höher liegendem Zanghmu , nicht ohne ein paar gemeinsame Bierchen auf den Schock. Drei Tage benötigt unser Multiculticonvoy über mehrere Pässe mit atemberaubenden Panoramen und staubigen, endlosen Buckelpisten nach Lhasa. Der relativ rasche Anstieg auf Höhen über 5000 m, macht besonders Rita zu schaffen. Mit schneeweißem Gesicht verteilt sie eine tibetische Tuphkasuppe in den nächsten Strassengraben.

Majestätisch und erhaben thront der Potalapalast über die hässlichen, chinesischen Stadtteile. Wir beziehen unserer Quartier im beliebten Budgethotel Banakshol. Alle sofort unternommene Bemühungen um eine Visaverlängerung scheitern kläglich im Büro der Sicherheitspolizei an einem, jungen, schneidigen Offizier. Wir besuchen den Jokhangtempel und das außerhalb gelegene Kloster Deprung. Durch weitere Versuche irgendwo noch was zu drehen und wegen diversen Problemen an Martinas Rad, brechen wir erst Tage später zum Namtsosee auf. Julie mietet gemeinsam mit den Schotten und Jochen einen Jeep, da sie als Amerikanerin ein noch kürzeres Visum erhielt.

Endlich wieder “on the road”! Diese vielen radellose Tage in Kathmandu, im Jeep und in Lhasa, kratzen langsam an meinen Nerven. Der Aufbruchtag  beschert uns Rückenwind auf ebener, geteerter Piste. Trotzdem kommt Rita nicht auf Touren und ich warte von Zeit zu Zeit bis sie wieder in Sichtweite kommt. Da dies immer länger dauert, schnalle ich mir zwei ihrer Packtaschen hintendrauf, ohne merkliche Erleichterung für sie. Wir passieren kleine Dörfer. Bauern dreschen fleißig die Gerste, Kinder hüpfen jauchzend und winkend am Strassenrand. Frühzeitig campieren wir abseits der Strasse. Auch am Folgetag die gleichen guten Bedingungen. Nur baut Rita zunehmend ab. Mönche eines kleinen Klosters laden uns ein zum Tee. Es ist Abend, als sie als Ursache fehlende Luft in ihrem Hinterrad ausmacht. Da sie kurz vorm Zusammenbruch steht, wählen wir eilig den nächstmöglichen Platz für das Zelt.



Was so ein bisschen Luft bewirkt! Mit neuem Schwung meistern wir den 5150m hohen Largen Pass, wo sich ein atemberaubender Ausblick auf den riesigen Namtso See eröffnet. Es dämmert und wir finden in einer einfacher Herberge Unterschlupf. Am folgenden Morgen begegnet uns der Jeep unserer Freunde. Jochen wirkt krank, angekratzt und übel gelaunt. Wie ein Kutter auf hoher See schaukeln unsere bepackten Räder auf der staubigen Buckelpiste dem Ufer mit dem Pilgerkloster Tashi Dor entgegen. Am Fuße der felsigen Halbinsel tummeln sich hunderte Pilger, meist in LKWs angereist, aber auch zu Fuß, aus nah und fern. Noch am späten Nachmittag mischen wir uns, die Halbinsel umwandernde, Schar. Weit über den türkisen See erhebt sich die gewaltige, schneebedeckte Nyenchen Tanghla Kette. Rita bekommt Kopfweh und verzieht sich ins Zelt. Leider ist sie auch ohne unterhaltsam wie Betzdorf um Mitternacht. Am folgenden Tag erklimme ich bei starkem Wind einen der Hügel. Das Wetter schlägt um und die Berge verschwinden in tiefschwarze Wolken. Ein tibetischer Polizist bringt uns mit seinem Pickup zurück nach Lhasa. Auf der Passhöhe gerieten wir gar in Schneegestöber.

Zurück in Lhasa verbringe ich die Nacht zu meinem Geburtstag in einer der vielen Karaokebars mit laienhaft wirkenden Auftritten von Volkstanzgruppen. Da uns nicht mehr viel Zeit bleibt, verlassen wir mit Jochen am folgenden Morgen Lhasa mit dem Bus nach Shigatse. Selbst das ist offiziell nicht erlaubt und nur nach vielen Verhandlungen möglich. Nach einem äußerst langweiligen Geburtstagsessen am Abend mit meinen beiden ewig heißes Wasser trinkenden Genossen, machen wir uns am frühen Morgen auf die Suche nach einer weiteren Mitfahrgelegenheit. Nach unserer Berechnung verbleibt uns gerade genug Zeit um vom Abzweig am Friendshiphighway hoch zum Basislager zu radeln, ein paar Tage dort zu bleiben und wieder zurück. Jochen entwickelt sich mehr und mehr zum Dauernörgler über alles, Martina jammert weiter über sich selbst. Ein Jeep bringt Jochen nach Lhatse und uns weiter nach Shegar. Am Abend kommt es zum Konflikt mit Rita, bei dem ich wohl der Hauptschuldige bin, aber auch zur vorerst bereinigenden Aussprache. Da am folgenden Morgen Ritas Gepäckträger Probleme macht, kommen wir nicht ganz so früh los. Nach wenigen Kilometern erreichen wir den Abzweig, der zu dem Punkt auf Erden führt, der dem Himmel am nächsten ist. Zum Basislager des Mt. Everest! Doch zuvor müssen wir noch einen vorgelagerten Pass überwinden. In weiten Kehren windet sich die Strasse hinauf zum 5210 m hohen Gyawola Pass. Waaaahnsinnspanorama! Kräftig pfeift uns der Wind um die Ohren, beim Blick auf die Himalaya Hauptkette mit mehreren Achttausendern. Mittendrin thront der Everest. Das nächste Dorf im Tal erreichen wir schiebend im Dunkeln, was bei Rita zu einem hysterischen Ausbruch nebst Heulkrampf führt. Wehmütig denke ich zurück an vergangene Tibettouren. Ans nächtliche Vorbeischleichen an Checkposten inklusive Flussdurchquerungen. Nun ist sie der Überzeugung , man müsse Pannen in die Tagesetappen einplanen. Damit meint sie neuerliche Probleme mit ihrem Lowrider an der Federgabel. Das hätte bedeutet, wir hätten früher starten müssen. Haben wir aber nicht, weil Reparaturen an ihrem dreimalsoteuren  Drahtesel am Morgen zu erledigen waren. Das Rad scheint sich ihr anzupassen. Also einigen wir uns darauf dass ich der Übeltäter war, weil zu viel Zeit auf dem Pass verbummelt. Diese Frau schafft mich allmählich mehr als ein Sack Flöhe im Schlafsack.  In einem kleinen Dorfhotel treffen wir auf eine geführte, vierköpfige Mountainbikegruppe aus München, nebst Begleitfahrer, LKW, tibetischer Guide und  noch einen jungen nepalesischen Bikeguide.

Voller Enthusiasmus und Vorfreude auf die Krone des Dach der Welt, schwinge ich mich am folgenden Morgen auf mein Rad. Der Everest wartet und die Kölsche “Frohnatur” hängt sich an die Münchner. Nach einem weiten Hochtal, windet sich die Strasse moderat aufwärts.

Beim Anblick der grandiosen Nordwand stockt mir der Atem. Ein tiefblauer Himmel liegt über dem eisigen Felsgiganten. Ich erreiche das höchste Kloster der Welt - Rongbuk. Ohne viel Zeit zu vergeuden, deponiere ich mein Kram in der Klostereigenen Herberge und strample die letzten Kilometer zum eigentlichen Basecamp. Nur wenige Expeditionszelte stehen hier verloren auf dem verschneiten Plateau. Ein schlichtes Betonschild weist auf die 5200 m Höhe des Lagers hin, am Fuße des Qomolangma, wie der Berg hier heißt. Für wenige Minuten genieße ich noch den Ausblick, bevor die Sonne im Westen hinter einem Bergrücken verschwindet. Rasch wird es dunkel und sehr eisig.


  


1. Was für ein Panorama vom Gywola-Pass und mitten drin trhont der Everest 2. AIm Laufe des nächsten Tages hocke ich mit meinem Radl vor der Nordwand am Basecamp


Zwei Tage verbringe ich in der Herberge, bevor ich mich auf den Downhill begebe. Kurz vorm letzten Dorf am Fuße des Passes dann das Debakel. Der Länge nach reißt meine Hinterradfelge auf und blockiert die Bremse. Nachdem ich etwas unsanft über den Lenker absteige, verabschiedet sich mit einem lauten Knall der aufgeblähte Schlauch. Nicht wenige Dorfbewohner springen daraufhin in Deckung. Schöne Bescherung! In dem Dorfhotel treffe ich auf unseren damaligen Fahrer bei der Einreise! Seine beiden Passagiere, eine Honkongchinesin und eine Kanadierin erklären sich einverstanden, mir einen Lift nach Shegar zu geben. Schwein gehabt! Denn ich stehe jetzt auch unter Zeitdruck, mit Jochen, der mich dort erwartet, rechtzeitig die Grenze nach Nepal zu erreichen. Auf der Ladefläche eines Trucks gelangen wir nach Tingri. Dort bringt uns und zwei Franzosen ein Jeep noch am Abend zum Grenzort Zanghmu. Am nächsten Morgen schiebe ich mein Rad wieder über die Freundschaftsbrücke. Grade mal vor drei Wochen starteten wir hier erwartungsfroh und erlebten dann alle Höhen und Tiefen.

 Wieder zurück in Kathmandu . Grübelnd sitze ich am Morgen im hübschen Garten der Pumpernickel Bakery. Die positiven aber auch vielen negativen Erlebnisse aus Tibet sind noch nicht so richtig verdaut. Hat es mir etwas gegeben oder war alles eine große Enttäuschung? Die bescheuerten Chinesen, eine doofe Mitradlerin und obendrein noch das Rad im Arsch - echt toll gelaufen. Die Frage nach: Was tun mit verbleibender Zeit verdränge ich und vergrab mich erstmal in eine Zeitung. Ich brauche Zerstreuung! Schalke 04 ist aus dem Pokal und im Uefa-Cup rausgeflogen und stürzt in der Liga ab, lese ich unter Schock, da gesellt sich  jetzt zu allem Überfluss eine Frau auf dem freien Stuhl mir gegenüber. Hab echt keinen Bock jetzt zu quatschen, frag aber irgendwas Belangloses, um das unangenehme Schweigen zu brechen. Da sie mich für einen Franzosen hält und auch ich sie für irgendwas, bedarf es erst einige Sätze in Englisch, bevor wir auf Deutsch umschwenken. Die Dinge nehmen seinen Lauf, als ich am nächsten Morgen gemeinsam mit Anja aus dem platten Münsterland im Bus Richtung Grenze zu Indien sitze, nachdem wir am Vorabend  einen netten Abend in einem Restaurant verbrachten. Mein Hinterrad hat  mir der gute Sonam erneuert und auch Rita fand offenbar ihr Happy End - mit dem nepalesischen Guide. Ich bin froh Kathmandu zu verlassen. Bloß nicht wieder hier rumhängen! Ich entschied mich zurück nach Delhi zu fahren, dort den Großteil meiner Ausrüstung zu deponieren und dann durch Rajasthan zu radeln.

Am diesigen Morgen schreiten wir über den siffigen Grenzort Sonauli nach Indien. War ich zu bequem nach  einem Bus zu suchen oder war es einfach das gegenseitige Gefühl uns nicht so schnell auf den Geist zu gehen?! Jedenfalls sitze ich plötzlich mit Anja  im nächsten Bus - nach Varanasi. Vermutlich aber nur, weil mich die verzweifelte, aber hartnäckige Suche nach einem heißen Kaffee im morgendlichen Sonauli davon abhält, nach einem Bus Richtung Gorakhpur Ausschau zu halten.

Varanasi - die Stadt des Lichts, die ewige Stadt, der heiligste Ort der Hindus! Varanasi ist fast unbeschreiblich. Lange Treppen , die Ghats, säumen hier die Ufer des Ganges, zu dem Tausende Pilger strömen. Ein rituelles Bad mit einem Schluck aus den Fluten verspricht Verheißung. Nach Varanasi kommen auch unzählige Kranke und Alte, zum Sterben. Welches eine Erlösung vom ewigen Kreislauf der Wiedergeburt bedeutet. Dies dürfte nicht all zu schwierig sein nach ein paar Schlückchen aus der stark verschmutzten Brühe. Wir kommen unverhofft zum richtigen Zeitpunkt. Es ist Diwali. Das größte Fest der Hindus. Es ist wie Weihnachten und Ostern zusammen! Und das erleben wir nun am heiligsten Ort der Hindus. Der Vollmond ist nur noch das Sahnehäubchen. Tausende Ölkerzchen leuchten an den Ufern der bezaubernden Stadt. Tausende Kerzen auch auf kleinen Blätterschiffchen auf dem Ganges soll je einen Wunsch erfüllen. Natürlich schicken auch Anja und ich ein Solches Richtung Indischen Ozean. Mehr und  mehr Menschen drängeln sich auf den Ghats. Trommelmusik versetzt die Masse in einen Rausch. Früh am nächsten Morgen, noch vor Sonnenaufgang, rudert uns ein schlaftrunkener Gondelier entlang den Ghats. Der Nebel wabbert noch über dem Wasser, während schon hunderte Pilger ein Bad nehmen oder die Asche ihrer Verstorbenen in die Fluten streuen. Frauen in ihren farbenfrohen Saris und dem Gesicht zur aufgehenden Sonne, heben ihre Hände zum Gruß des Gottes Shiva. Der Kadaver eines Menschen treibt dicht an unserem Boot, aber auch an den Badenden vorbei. Niemand scheint Verwunderung, Anstoß oder Empörung zu empfinden. Alles ist Leben. Alles fließt dahin - ein immerwährender Kreislauf aus Leben und Tod.





Lange 15 Stunden verbringen wir im Zug nach Delhi. Ein zugekiffter Italiener, dem offensichtlich das Sterben in Varanasi nicht gelang, sorgt auf der langen Fahrt für Kurzweil und Erheiterung im Abteil. Vor allem bei den Indern sorgt er für helle Begeisterung, da er von oberster Schlafpritsche nacheinander Pantoffel, Socke, glühende Kippe in den Nacken eines Passagiers auch noch sein Gebiss verlor, während er seinen Rausch ausschläft. In Delhi deponiere ich überflüssiges Tibetequipment im Hotel. Für eine kleine Handvoll Dollars erwirbt ein fahrtüchtiges Rad. Die Idee auf diese Art Rajasthan zu erkunden, gefällt ihr. Zuvor noch ein kleiner Abstecher nach Agra. Ehrfürchtig stehen wir vor dem sagenhaften Monument der Liebe, dem Taj Mahal. Welch ein Bauwerk! Da Agra außer diesem Mausoleum und dem gewaltigen Fort Agra nicht viel mehr zu bieten hat, als ein Haufen erfindungsreicher Nepper und Schlepper sind wir schon bald auf der Piste Richtung Westen, nach Rajasthan. Teils auf Nebenrouten durchfahren wir hübsche, kleine Dörfer mit Lehmhäusern.  Hier sind Kamele noch das Haupttransportmittel. Die Menschen überschütten uns mit Freundlichkeit und Neugier. Hier erfahre ich eine neue Leichtigkeit des Radreisens. Rajasthan hat einfach ideale Bedingungen. Ein mildes Klima im Winter. Billige Unterkünfte in den meisten Orten. Man braucht fast nichts. Entlang an den Strassen gibt es auch Fahrradpannendienste. Für sehr wenig Geld wird fast jeder Schaden behoben. Anja lässt mit ihrem Klapperrad keines dieser aus. Sie hält sich wacker auf ihrem Herobike mit sehr dürftigem Sattel und selbst wenn wir nach Stunden am Abend ein Dorf erreichen, ist sie, zu meiner Beruhigung und freudigen Überraschung, trinkt sie kein heißes Wasser sondern noch ein Bierchen. Bald erreichen wir die erste Großstadt in Rajasthan.



Wie ein Leuchtturm in tosender Brandung wirkt der “Palast der Winde” im Chaos und Gewirr der “rosaroten Stadt” Jaipur. Am Abend aber erleben wir ein wahres indisches “Highlight”. Wir gehen ins Kino!

Das Grundschema eines typischen Movie aus der Filmfabrik Bollywood ist gleich. Gut kämpft gegen Böse. Und dazwischen eine orientierungslose, rehäugige Schönheit, die Anfangs etwas auf der Leitung steht um den Guten vom Bösewicht zu unterscheiden. Indien ist das Land mit den meisten Kinos auf Erden. Zu später Stunde zwängt sich der indische Gesellschaftquerschnitt, Arm und Reich, Mann und Frau, vom Säugling bis zum Greis in den Saal. Gezeigt wird alles. Wüste Schlägereien, Mord und Totschlag, Vergewaltigung. Unterbrochen wird der Film öfters durch schnulzige Gesangs und Tanzeinlagen mit den Hauptdarstellern, die zwar keinen direkten Bezug zum Film haben, aber zum indischen Kino gehören, wie hier der Kuhschiss auf die Strasse.  Trotz Vorführung in Hindi, fällt es uns nicht sonderlich schwer, die banale Handlung zu durchschauen. Die Fäuste fliegen und das Publikum geht johlend mit. Applaus für jeden Treffer. Das aufgerissene Hemd unseres Helden treibt eine Gruppe betagter Frauen zur Extase. Gesangseinlagen werden klatschend begleitet. Die Menge tobt, als der beliebte Supercop auftaucht. Tosender Beifall für jeden Hieb auf die Kauleiste eines Schurken. Das Brechen der Knochen schallt im Dolby-Surround bis in die letzten Winkel. So geht es bis zum spektakulären Showdown. Der Supercoup räumt auf, die Gerechtigkeit siegt, der Held rettet Rehäuglein und der Kinosaal verwandelt sich in einen Hexenkessel. Schweissgebadet treten wir den Heimweg an, nicht ohne uns in einer Nachtbar mit ein Bier abzukühlen.

Weiter gehts nach Pushkar, ein überschaubarer, malerischer Pilgerort, an einem kleinen See gelegen. Pushkar mauserte sich im Laufe der Zeit zu einem ausgesprochenem Hippieeldorado. Hier probieren wir unseren ersten “Banglassi”. Gewöhnlich ist Lassi ein aus Joghurt geschlagenes, weit verbreitetes Erfrischungsgetränk. Ob gesalzen, gesüßt oder mit Fruchtgeschmack. Sogar mit geriebenen Mariuhana...dem Bang. Zuerst passierte nichts, dann wird alles sehr lustig. Noch ein Becher und ich wäre auf einer Kuh zurück zum Hotel geritten.

Wir radeln südwärts durch die dünn besiedelten Weiten  Rajasthans. Eine trinkfreudige LKW Besatzung chauffiert uns zwecks ihrer Unterhaltung nach Udaipur, die Stadt des Sonnenaufgangs. Ist Pink die Farbe Jaipurs, so ist strahlendes Weiß die Farbe Udaipurs, besonders am Morgen. Sie gilt als eine der romantischsten Orte der Welt. Umgeben von zum Teil steil aufragenden Hügeln liegt die Stadt in einer sehr fruchtbaren Landschaft, umgeben und durchzogen von mehreren Seen. Udaipur war Schauplatz des James Bond Klassikers “Octopussy”, der allabendlich in vielen Restaurants  als Video über die Mattscheiben flimmert. Feudale Paläste, Havelis, Tempeltürme und Kuppeln spiegeln sich im Picholasee, auf dem, wie ein Ozeandampfer, das luxuriöse Lakepalace Hotel liegt. In der Ferne, hoch oben auf einer Bergspitze, thront stolz und geheimnisvoll der Monsoonpalast, einst Hauptquartier des Gegenspieler von Agent 007. Zu empfehlen ist hier auch eine Fahrt mit einer Motorrikscha! Als ich einen Fahrer bitte, mich eiligst zur Bootsanlegestelle zu bringen, um rechtzeitig zum Sonnenuntergang auf dem See zu sein, diente die wilde Verfolgungsjagd aus “Octopussy” offensichtlich zum Vorbild.

Meine (Reise)zeit läuft unaufhaltsam ab. Dabei wünsche ich mir gerade jetzt mehr Zeit für diesen interessanten, bunten Landstrich Indiens. Jaisalmer wird meine letzte Station. Weltfern und inmitten der Wüste Thar, zwischen Pakistanischer Grenze und  dem ehemaligen Atombombentestgebiet erhebt sich aus ockerfarbenden Sandstein, die majestätische Festung Jaisalmer. Man sagt, sie sei die schönste Wüstenstadt überhaupt. Imnnerhalb der Zitadelle ein Labyrinth aus reich verzierten Häusern und verwinkelten Gassen, in der schon mal eine Kuh stecken bleibt. Erinnert mich sehr an die marokkanischen Medinas, jedoch wirkt hier alles ruhiger und gelassener. Wir sind hier nicht nur zum Spaß! Für den nächsten Morgen chartern wir Kamele. Ausgestattet mit etwas Kamelritterfahrung aus der Sahara, schwing ich selbstbewusst auf  den Höcker von Rajuf. Gefolgt von Anja auf ihrem widerspenstigen Lalu und den beiden Guides auf Pepsi, geht's in die weite Steppe. Gegen Abend erreichen wir einen größeren Sandkasten. Unsere Kameljungs entpuppen sich auch als vorzügliche Köche und kümmern sich aufopfernd um uns. Doch bevor am Lagerfeuer gekocht und unser Nachtlager unter freiem Himmel bereitet wird, werden stets zuallererst die Kamele versorgt. Die Sättel werden bei der kleinsten Rast abgenommen und sofort Wasser und Futter  bereitgestellt. Auf einer Sanddüne genießen wir die untergehende Sonne bis wir “zu Tische” gerufen werden. Dick in Decken und Schlafsäcken verpackt, starren wir in dieser kühlen Nacht in ein Meer von Sternen bis wir in einen tiefen Schlaf versinken.

Zurück in Jaisalmer begeben wir uns auf die lange Zugfahrt nach Delhi. Kurioserweise endet meine Reise wie sie begann: Theater mit dem Taxifahrer und dann mit dem Gepäck am Flughafen. Aber “ Welcome to India!”

Jederzeit wieder!!!



1998: Pakistan, Westchina, Tibet, Nepal

       “ Back to the way of the white clouds “

Routenverlauf: Islamabad-Gilgit-Kashgar, üb. Westroute n. Tibet-Mt. Kailash- Lhasa-Mt. EverestBC-Kathmandu ( Nepal)-Pokara-Chitwan Nat. Park, m.Bus/Bahn n. Delhi, ca. 3800 km

Mein 2. Versuch, Tibet über die Westroute zu erreichen. Starte wie 96 vom nordpakistanischen Gilgit über den Karakorum Highway nach Kashgar in Westchina. Atemberaubende Kulisse der welthöchsten Gebirge, Karakorum und Kunlun. Von Kashgar, mit dem größten Basar Asiens, radle ich über die höchste Straße der Welt mit mindestens 4 Pässen über 5000 m nach Tibet. Hier umwandre ich wieder den heiligen Berg Mt. Kailash und radle auch wieder nach Lhasa. Dort und in der Umgebung besuche ich mehrere Klöster. Auf der Überlandroute nach Nepal mache ich noch einen Abstecher  zum Basislager des Mt. Everest und erklimme hier meinen ersten kleinen Gipfel. In Nepal radle ich von Kathmandu noch weiter zum idyllischen Seeort Pokara mit prächtiger Bergkulisse. Nach einem Wildwassertrip im Schlauchboot halte ich mich  noch einige Tage in Chitwan Nationalpark auf um auf Elefantenrücken nach Nashörnern und Tigern zu spähen. Von hier fuhr ich mit Bus und Bahn nach Delhi in Indien zum Rückflug.








4. 2000  Mongolei, Sibirien / Russland


       “ Durch das Land des blauen Himmels “

Routenverlauf: Ulan Batar-Bayan Ölgi ( Westgrenze), Ulan Ude ( Sibirien)-Baikalsee-Irkutsk,TranSib nach Moskau, ca. 3500 km

In der mongolischen Hauptstsadt Ulan Bator erwartet mich meine zuvor mit der Transibirischen Eisenbahn angereiste Begleiterin Sabine aus Bamberg. Hier erleben wir zuerst das alljährliche im Juli stattfindende, große Volkssportfest “Naadam”. Ringkämpfe im Stadion, Bogenschießen und ein spektakuläres Pferderennen in der Steppe lassen die Zeiten Dschingis Khans wieder lebendig werden.Von der Hauptststadt brechen wir auf in die endlosen Grassteppen, begegnen überaus gastfreundlichen Nomaden in ihren Jurten, erreichen glasklare Seen, endlose Sanddünen und das mächtige Altaigebirge. Nach ca. 2600 km durch eine der einsamsten Regionen der Erde erreichen wir die Grenze zur russischen Teilrepublik Gorny Altai. Nachdem uns hier am russischen Grenzposten die Einreise verwehrt wurde, blieb uns keine andere Wahl als mit einem Flieger nach Ulan Batar zurückzukehren. Hier trennten sich die Wege von Sabine und mir. Sie trat mit der TranSib die Heimreise an, ich fuhr mit der Bahn lediglich über die Nordgrenze nach Ulan Ude. Von hier radelte ich durch bunte sibirische Herbstwälder und teils entlang dem Baikalsee zum “Paris Sibiriens” Irkutsk. Nach einem kleinen Aufenthalt reiste ich vier Tage und Nächte in der Transsibierischen Eisenbahn durch endlos erscheinende Wälder Russlands bis nach Moskau und nach einem weiteren Stop in dieser interessanten Hauptstsadt per Bus zurück in die Heimat.





  



1996:  Pakistan, Westchina, Nepal, Tibet

         “ On the tracks of the silkroad “

Routenverlauf: Islamabad-Gilgit-Kashgar ( Karakorum Highway ) und zurück; Katmandu-Lhasa-Mt. Kailash-Kathmandu ca. 3600 km

Vom nordpakistanischen Städchen Gilgit, gelegen inmitten mächtiger Bergriesen des Karakorumgebierges, radle ich auf dem sogenannten Karakorum Highway zur alten Oasenstadt Kashgar in Westchina. Eine Weiterreise über die Westroute nach Tibet gebe ich auf, wegen drohender Konfiskation meines Rades durch chinesiche Sicherheitspolizei. Mit einer Australierin radle ich den KK Highway wieder zurück und fliege von Islamabad zur nepalesischen Hauptstadt Kathmandu. Mit Tricks erschleiche ich mir neues Visum und Einreise nach Tibet, dem geheimnisvollen Dach der Welt. Ich radle zur über 1000 km entfernten tibetischen Hauptstsadt Lhasa. Von dort breche ich mit einem Schweizer und einer Bambergerin ( Sabine ) zum entlegenen heiligen Berg Mt. Kailash im Westen Tibets auf. Schlechte Straßen, Monsun und vor allem chinesische Sicherheitspolizei machten uns das Leben schwer. Nach Erreichen und rituelle Umrundung des Berges zu Fuß verlasse ich mit Sabine Tibet und beende die Reise wieder in Kathmandu. 


1995:  Indien (Kaschmir + Ladakh)

       “ Cross the Moonland”

Routenverlauf: Srinagar- Kargil-Leh-Manali ca 1300 km

Ausgangspunkt bildet die Kaschmirstadt Srinagar, gelegen am traumhaften Dal See mit seinen alten, hölzernen Hausbooten. Doch die märchenhafte Kulisse ist trügerisch. Terror, Grenzkrieg mit Pakistan und Geiselnahmen gehören hier bis heute zur Tagesordnung. Von hier führte meine Route über mehrere Himalayapässe ins alte buddhistische Königreich Ladakh. Hier lebt ein kleines lebensfrohes Volk, abseits aller politischen Wirren im Dreiländereck Indien, Pakistan, China.Ihrem Glauben und Lebensweisen, den Tibetern sehr ähnlich, leben sie in den teils engen Tälern des Himalayagebierge. Im Nordosten der Provinzhauptstadt Leh überquere ich den mit 5606 m ü.NN höchsten befahrbaren Pass der Erde. Für 10 Tage lass ich mein Rad in Leh zurück und wandere mit einer kleinen Gruppe und einigen Packpferden ins abseits gelegene Zanskar Tal. Anschließend weiter mit dem Rad über hohe Pässe von Leh nach Manali.